Laufbericht zum Dämmermarathon in Mannheim 2017

Ob das Kribbeln im Bauch je aufhören wird?

Ich merke bereits wieder Tage vorher, wie bei dem Gedanken an den Lauf am Sonntag, Schmetterlinge Loopings in meinem Bauch drehen. Alles bis Halbmarathon sorgt mittlerweile für keine große Aufregung mehr in meiner Magengegend. Aber beim Marathon ist es was anderes. 42 Kilometer bieten genug Raum für Unerwartetes und auch wenn es nun bereits mein vierter Marathon ist, kann ich mir nie ganz sicher sein, dass es zu 100% super laufen wird. Wird es zu heiß sein? Oder zu kalt? Wie bekommt mir der späte Start? Und überhaupt... warum mach ich das nochmal? Ich glaube genau deswegen. Weil ich die Schmetterlinge liebe und sie mir jedesmal in aller Deutlichkeit zeigen, dass ich mich gerade nicht mehr in meiner Komfort Zone befinde...

 

"Man soll die Dinge so nehmen, wie sie kommen. Aber man sollte auch dafür sorgen, dass die Dinge so kommen, wie man sie nehmen möchte." - Curt Goetz

Ein letzter Schnappschuss bevor ich mich auf den Weg zum Zug mache.
Ein letzter Schnappschuss bevor ich mich auf den Weg zum Zug mache.

Den Dämmermarathon in Mannheim habe ich bereits seit ein paar Jahren auf meiner imaginären Laufliste stehen. Allerdings fällt er leider immer mit meinem Lieblings-Festival, dem Open Ohr in Mainz zusammen. Das hat mich in den letzten Jahren davon abgehalten dort mit zu laufen. Dieses Jahr wollte ich es aber unbedingt und so tauschte ich einen Festivaltag gegen meinen heiß geliebten Lauf-Zirkus. Mein Training für den Marathon war nicht ganz optimal gelaufen. Für meinen Geschmack hatte ich die langen Läufe etwas zu sehr vernachlässigt und war selten über die 20 Kilometer hinaus gekommen. Die letzten Wochen waren einfach sehr voll gepackt. Insgesamt fühlte ich mich aber sehr fit und auch ernährungstechnisch ging es mir so gut wie lange nicht mehr. Von daher versuchte ich also die kleine zweifelnde Stimme so weit wie möglich abzuschalten und zu beruhigen. Freitag und Samstag verbrachten Tobi und ich gemütlich auf dem Festival. Ja, es gab auch das ein oder andere Bierchen und mal eine Erdbeerbowle - zum Wohle meines anstehenden Laufes hielt ich mich aber doch eher zurück. Früher war ich da strenger, aber mittlerweile weiß ich, dass mein Körper sich auf jeden Fall schon besser an die längeren Distanzen gewöhnt hat und ich etwas mehr Routine habe. Das hat mir nicht zuletzt mein erster Ultramarathon bewiesen. Und wo wir gerade beim Thema sind, sollte dieser Marathon mir vor allem auch als langer Trainigslauf für meinen nächsten Ultralauf Ende Juli dienen um mein Equipment unter Wettkampfbedingungen zu testen. Am 27. Juli laufe ich nämlich bei einer Etappe vom Deutschlandlauf mit, die über 66 Kilometer verläuft. Wenn man es so betrachtet ist so ein Marathon plötzlich gar nicht mehr so lang...

Laufmesse

Meine Ausbeute von der Laufmesse. Das dritte Shirt seht ihr auf dem oberen Bild.
Meine Ausbeute von der Laufmesse. Das dritte Shirt seht ihr auf dem oberen Bild.

Ich überlege ob ich meine Startnummer erst am Tag des Laufs abhole, denn schließlich startet der Dämmermarathon erst um 18.00 Uhr. Am Ende entscheide ich mich allerdings dafür, meine Unterlagen lieber schon samstags abzuholen um so auch noch in Ruhe auf der Laufmesse stöbern zu können. Wer meinen Blog schon länger liest, weiß ja dass ich es liebe mich dort auf die Jagd nach neuen Sachen zu begeben. Ich fahre also am Samstag mit dem Zug für 15.00 Uhr nach Mannheim, weil die Messe dann eröffnet. Das ganze findet im Kongresszentrum Rosengarten, direkt beim Wasserturm statt. Eine wirklich schöne und malerische Kulisse. Die Aufbauarbeiten für den Lauf sind bereits in vollem Gange. Überall sieht man Wagen beladen mit Absperrungen und die Tribüne nimmt auch bereits Form an. Vorm Kongresszentrum stehen bereits einige wartende Läufer. Als dann der Einlass startet, strömt die Masse hinein. Ich muss nicht nachdenken, nur der Masse folgen. Die Ausgabe der Startunterlagen läuft reibungslos und sehr organisiert ab. Schon jetzt wird klar: Es starten wieder wesentlich mehr Teilnehmer über die halbe Distanz als über die volle. Denn es gibt fünf oder sechs Ausgabestellen für den Halbmarathon, aber lediglich eine für den Marathon. Dort stehen überwiegend Männer an. Auch das ist ein für mich mittlerweile bekanntes Bild. Die Damen die anstehen, sind wesentlich älter als ich. Das macht mir wieder bewusst, dass das beste Marathon-Alter also noch vor mir liegt und ich aktuell für diese Distanz noch sehr jung bin. Aber die langen Distanzen sind eben das, was mein Herz wirklich höher schlagen lässt. Im Anschluss schlendere ich noch ein bisschen über die Laufmesse, die ziemlich überschaubar ist. Alles in allem sind es schätzungsweise 10 Stände. Ich kaufe mir neue Gels und entdecke dann noch zwei sehr coole Laufshirts: Eins von Nike mit dem Spruch "Heul nicht. Lauf!" Und ein Shirt, das extra für den Dämmermarathon designt wurde mit Silhouette der Stadt. Da habe ich mich dann für pink entschieden (siehe Bild oben). Außerdem konnte ich noch einen extrem reduzierten Lauf-BH von Saucony ergattern. Also mal wieder eine super Ausbeute für mich. Nach etwa einer Stunde machte ich mich wieder auf den Heimweg, weil Tobi und ich den Rest des Tages auf dem Festival verbringen wollten. Vorher gab es natürlich standesgemäß Pasta (diesmal aus Dinkel, weil ich das viel besser vertrage) mit Tomatensoße und veganen Toskanabällchen. Sehr lecker! Auf dem Festival haben wir abends dann noch richtig viel getanzt, trotz Regen. Es war echt ein toller Abend und meine Nervosität war für ein paar Stunden wieder völlig vergessen. 

Sunday - runday

Meine Ausrüstung für den Lauf. Diesmal zu Trainingszwecken mit am Start: mein Laufrucksack.
Meine Ausrüstung für den Lauf. Diesmal zu Trainingszwecken mit am Start: mein Laufrucksack.

Ich wache das erste Mal gegen 8.00 Uhr auf. Viel zu früh! Ich drehe mich nochmal um und freue mich riesig, dass der Lauf erst abends startet. Das hat durchaus seine Vorteile! Gegen 10.00 Uhr raffe ich mich dann auf und wir frühstücken. Ich gönne mir meine lieb gewonnene Bowl mit Haferflocken, Banane, Nüssen und Zimt. So richtig viel Aufregung ist auch jetzt noch nicht spürbar. Nach dem Frühstück gammeln wir noch ein bisschen auf der Couch und machen danach sogar nochmal einen kleinen Power-Nap. Wir schauen kurz auf dem Festival vorbei, aber da das Programm gerade nicht so viel hergibt mache ich mich dann doch lieber in Ruhe zu hause fertig und esse noch einen Banane und Himbeeren. Ich überlege zwischendurch ob ich lieber noch mehr essen soll, denn der Tag wird ja noch lang. Schlussendlich entscheide ich mich aber dagegen, denn ich will mir nichts reinzwingen, was mir am Ende nur schwer im Magen liegt. Ich bespreche letzte Details mit Tobi und verabschiede mich dann zum Zug. Mit im Gepäck habe ich diesmal meinen Laufrucksack, denn ich möchte den Marathon mit Hinblick auf meinen nächsten Ultralauf auch als langen Trainingslauf nutzen. Und bei meinem Ultra bin ich auf den Rucksack angewiesen. Ich habe in letzter Zeit bereits oft damit trainiert, allerdings noch nie auf einer so langen Strecke. Um 17.15 Uhr komme ich am Hauptbahnhof in Mannheim an und werde dort von meiner lieben Kollegin Kristina in Empfang genommen - sogar inklusive Plakat. Ich bin froh, dass sie vorm Lauf noch Zeit für mich hat und so schlendern wir in aller Ruhe rüber zum Startbereich, der nur ca. 10 Gehminuten entfernt liegt. Das Wetter ist herrlich. Die Sonne scheint und es wird fast schon wieder zu warm. Zum Glück weht eine kühle Brise. Wir orientieren uns ein bisschen und gehen dann zur Startaufstellung. Natürlich nicht ohne den obligatorischen Klogang. Ich bin heilfroh, dass ich das Klo frühzeitig aufgesucht habe. Eine Viertelstunde später stehen vor den lediglich acht (!!!) Dixies sehr lange Schlangen und viele Läufer schaffen es vor dem Startschuss nicht mehr sich zu erleichtern. Ich denke an die Stelle hätte man locker 10 bis 20 Dixies stellen können. Das hätte das ganze entzerrt. Die Masse startet in 3 Wellen. Ich starte mit der letzten Welle und somit gegen 18.45 Uhr. Kristina ist bis zum Schluss an meiner Seite und wünscht mir einen guten Lauf. Ich winke ein letztes Mal bevor ich mit der laufenden Masse verschmelze.

Der lauf und die Stimmung an der strecke

Die Sonne scheint und ich bin froh, dass ich mein Käppi dabei habe. Ich hätte nicht gedacht, dass es um die Uhrzeit doch noch so warm ist. Die erste Schleife führt uns raus in Richtung Seckenheim. Ich finde sehr gut in meinen Rhythmus rein und bin sogar recht flott unterwegs. Sogar etwas zu flott für meinen Geschmack. Als ich die 4.30 Stunden Pacer direkt vor mir sehe und drohe sie zu überholen, fange ich an etwas zu drosseln. Denn ich weiß, dass ich dieses Tempo niemals über die 42 Kilometer bringen könnte und sich mein Elan in der zweiten Hälfte böse rächen könnte. Ich drossele also soweit, dass ich knapp hinter ihnen bleibe. In dem Tempo fühle ich mich ziemlich lange wohl. Die ersten 10 bis 15 Kilometer bleibe ich dicht hinter den Pacern und genieße die ersten Eindrücke. Als wir an einem wunderschönen Feld vorbeiströmen, läuft in meinem Kopf der Song "Fields of Gold" ab. Das ist schon fast schmalzig. Innerhalb des Feldes herrscht immer noch ein reges "Sortieren". Das ein oder andere sehr uncharmante Überholmanöver muss ich auch wieder mit ansehen und schüttle innerlich mit dem Kopf. Ja, auch unter Läufern gibt es ziemliche A****löcher. Wie überall eben. Ich konzentriere mich lieber auf mich und merke, dass der Abstand zwischen der ersten und zweiten Verpflegungsstation doch etwas weit ist. Dies lese ich später auch in anderen Berichten. Als die zweite Station endlich kommt freue ich mich tierisch auf etwas kühles Nass zur Erfrischung und tauche auch meinen Schwamm in einen Bottich um mich zwischendurch damit abzutupfen. Das tut richtig gut. In Seckenheim ist die Atmosphäre schlichtweg klasse! Überall sitzen Leute auf Bierbänken vor ihren Häusern und feuern die Läufer an. Es sieht so gemütlich aus wie sie da sitzen, dass ich mich am liebsten dazu gesellen würde und ein Weizen mit ihnen zischen würde. Aber vor mir liegen noch ein paar Kilometer. Auf dem Weg zurück in die Innenstadt muss ich die 4.30 Stunden Pacer schlussendlich komplett ziehen lassen, da mein persönliches Tempo etwas langsamer ist. Ich sehe sie noch ein Weilchen in der Ferne und weiß, dass es die richtige Entscheidung war. Beim Halbmarathon kann man schon mal hoch pokern, aber heute möchte ich sicher und glücklich im Ziel ankommen. Die Halbmarathonmarke erreiche ich schneller als gedacht und weiß nun, dass ich auf jeden Fall genügend Puffer für die zweite Schleife habe. Ich beobachte, wie viele glückliche Läufer zum Ziel des Halbmarathons abbiegen. Für die Marathonläufer geht es hingegen weiter geradeaus. Ohne, dass ich es will schießen mir kurz Gedanken durch den Kopf wie "Ach, wäre das schön jetzt schon ein Siegerweizen trinken zu können." Aber diese Gedanken verfliegen schnell. Denn mein Kopf ist heute auf Marathon und somit auch auf ein bisschen Quälen programmiert. Egal wie sehr man das Laufen liebt. Um einen Marathon zu laufen muss man eben auch bereit sein sich ein bisschen zu quälen. Die 21 Kilometer sind für mich keine richtige Herausforderung mehr. Die laufe ich mittlerweile oft zum Spaß. Heute geht es mal wieder um meine Grenzen. Und so laufe ich weiter um ihnen näher zu kommen. 

"Zu viele Läufer denken an 42 Kilometer und verfallen in Panik. Meine Philosophie war stets, immer nur Kilometer für Kilometer zu laufen und einen jeden zu genießen." - Ibra Morales

Die zweite Schleife führt uns über eine Brücke hinüber nach Ludwigshafen. Gerade ist die Sonne untergegangen und über dem Rhein zeigt sich eine wunderschöne Abendszenerie. Das macht es erträglicher die Brücke hoch zu laufen. Der Gedanke daran sie nach insgesamt 38 Kilometern nochmal erklimmen zu müssen gefällt mir schon jetzt nicht. Bereits kurz vor der Brücke kommen die ersten schnellen Marathonis schon wieder zurück von ihrer langen Reise und ich jubele ihnen bewundernd zu. Die wenigsten von Ihnen reagieren darauf. Wahrscheinlich befinden die sich einfach in anderen Sphären. Der erste Teil der Strecke in Ludwigshafen ist nicht besonders schön, sondern eher industrielastig. Es geht hinaus nach Rheingönheim. Ich habe noch im Kopf, dass irgendwo hinten bei Kilometer 30 ein Wendepunkt sein muss. Und auf den arbeite ich mich nun mühselig hin. Ich nehme regelmäßig meine Gels ein und merke auch, dass ich sie brauche. Meine Beinchen freuen sich über die kurzfristigen Energieschübe. Ich gehe bzw. laufe zwar nicht auf dem Zahnfleisch, aber die Strecke bis zum Wendepunkt zehrt auf jeden Fall. Vor allem auch kopftechnisch. Umso dankbarer bin ich all den netten Leuten, die in Rheingönheim auf der Straße stehen und uns auch zu später Stunde (mittlerweile ist es bereits nach zehn) so lauthals anfeuern. Auf den Straßen herrscht Volksfeststimmung. Ich sauge diese positive Energie auf und nehme sie mit auf die letzten Kilometer. Ich grüße jeden, winke und klatsche etliche Hände ab. Das lenkt von den Strapazen ab und lockert den Oberkörper. Als ich den Wendepunkt dann endlich passiere kann ich nur noch an eins denken: "Jetzt geht es ab nach Hause!" Den Weg kenne ich nun. Ich weiß was mich erwartet. Ich muss nur noch zurück laufen. Mittlerweile ist es komplett dunkel. Mein Körper schickt mir zwischendurch kleine Signale der Müdigkeit. Irgendwie verständlich, denn schließlich habe ich mich noch nie zu so später Stunde solchen Strapazen ausgesetzt. Kurz nach Kilometer 30 habe ich mir den Luxus erlaubt zwei Schlucke Cola zu trinken. Das war für meinen Kopf und meine Beine eine richtige Energie-Explosion. Kurze Zeit später beschwert sich allerdings mein Magen. Nach dem dritten Gel ist er schon wieder relativ strapaziert und ich weiß, dass ich nun aufpassen muss. An der nächsten Verpflegungsstation spüle ich mit Wasser nach und mein Magen beruhigt sich langsam wieder. Nun geht es nochmal direkt am Fluss entlang. Hier ist es im Dunkeln schon etwas unheimlich, denn es sind nicht mehr viele Läufer unterwegs. Ich bekomme nochmal einen kleinen Aufschwung. Ich weiß nicht genau woher er kommt. Vielleicht von den Zuschauern, die ich sagen höre "Die ist aber noch fit!" nachdem ich ihnen freudig zugewunken habe. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass die Kilometer, die ich runterzähle mittlerweile nicht mehr zweistellig sind und ich denke es liegt vor allem daran, dass ich nun bald meinen Schatz bei Kilometer 40 sehe. Der Gedanke beflügelt mich. Er beflügelt mich so sehr, dass ich am Ufer noch einige Läufer - vorwiegend Männer - einsammle. Ich führe das ein oder andere kurze Gespräch und wünsche denen, die ich überhole noch gutes Durchhalten. Eine große Hürde liegt noch vor mir. Der letzte große Anstieg. Ich muss zurück über die Brücke. Der Anstieg fühlt sich erwartungsgemäß noch zäher an als vor 18 Kilometern. Oben auf der Brücke schweift mein Blick nochmal über die Stadt. Der Mond steht hell am Himmel und alles wirkt ganz friedlich. Auf der anderen Seite hupen uns Autos an und jubeln uns zu. So langsam kommt Partystimmung bei mir auf. Als es endlich bergab geht lasse ich nur noch rollen. Nun muss es jeden Moment soweit sein. Ein ganz besonderes Highlight bei Kilometer 40: Wir dürfen durch die Universität über einen roten Teppich laufen. Ich halte Ausschau nach Tobi. Hier wollte er nach Möglichkeit stehen. Ich sehe ihn nicht. Ich blicke mich weiter um. Nicht, dass ich ihn am Ende vor lauter Eindrücken übersehe. An der anderen Seite der Uni geht es dann nochmal durchs Gebäude und da sehe ich ihn dann plötzlich! Er steht da in einem Flutlicht und jubelt mir schon von weitem zu. Außer ihm ist da fast keiner und er jubelt nur für mich! Ich laufe in seine Arme und wir küssen uns. Ich sage ihm, dass alles gut ist und wir uns gleich im Ziel sehen. Noch ein letzter Drücker und weiter geht es. Die letzten 2 Kilometer wollen erobert werden!

letzte Kilometer und Versorgung im Zielbereich

Leicht zermatscht, aber unheimlich glücklich nach dem Lauf.
Leicht zermatscht, aber unheimlich glücklich nach dem Lauf.

Es geht noch um ein paar Ecken rum und ich habe das Gefühl kurz die Orientierung zu verlieren, aber dann erkenne ich schließlich die Straße wo ich vor vielen vielen Kilometern hergekommen bin. Die Leute sind mittlerweile zum Partymachen auf den Straßen unterwegs, aber an jeder Ecke feuern sie die noch verbliebenen wenigen Läufer wie mich an. Von "Respekt!" über "Nicht mehr weit! Gleich hast du es geschafft!" bis hin zu "Ey, geile Laufschnecke!" ist alles dabei. Ich nehme alles an. Ich lache, ich grinse. Auf den letzten zwei Kilometern bin ich einfach im totalen Laufrausch. Als der letzte Kilometer anbricht höre ich mich nur noch ständig "Wohooo!" rufen. Der letzte Kilometer ist und bleibt der schönste! All die Kilometer, die in meinen Beinen stecken, verschwinden für einen kurzen Augenblick und ich genieße nur noch. Ich laufe in die Rundung des Rosengartens und sehe plötzlich Tobi nochmal am Rand stehen. Wie ist der bloß so schnell dahin gekommen? Ich klatsche ihn ab und laufe weiter. Nur noch ein Ründchen um den Rosengarten und dann ist es da: das Ziel! Ich laufe in ein Meer aus Lichtern und Fotoblitzen - zumindest fühlt es sich so an. Musik wummert, Menschen klatschen. Ich bin angekommen. Ich habe die Ziellinie überquert. Ich stoppe meine Uhr und lasse mir meine Medaille umhängen. Wie ich dieses Gewicht um meinen Hals liebe. Direkt hinterm Ziel steht bereits Tobi. Ich umarme ihn über die Absperrung hinweg und will mir kurz ein paar Getränke im Zielbereich sichern. Leider fällt die Ausbeute sehr mau aus. Es gibt weder Bierchen noch Cola. Das wurde bereits alles ausgeräubert. Ein Unding wie ich finde, denn schließlich ist es jetzt noch eine knappe Stunde bis zum Zielschuss und ich finde die letzten Läufer haben sich ihr Bierchen genauso verdient wie die ersten. Das ist - neben der beschriebenen Toilettenproblematik - der einzige große Kritikpunkt meinerseits und ich hoffe, dass der Veranstalter da nachjustiert. Aus Mangel an Alternativen greife ich mir also ein Wasser und ein Elektrolytgetränk und gehe zurück zu Tobi. Hinter der Absperrung umarmen wir uns erstmal ausgiebig und ich bin froh in Tobis Armen verschnaufen zu dürfen. Wir gehen noch zu einem der Getränkestände wo mir Tobi meine wohlverdiente Cola kauft. Wir teilen sie uns und ich erzähle ihm von meinen letzten 5 Stunden. Er lacht mich an, hört zu und ist stolz auf mich. Ich habe großes Glück, so jemanden zu haben, der im Ziel auf mich wartet. Nach solchen zehrenden Läufen werde ich immer etwas sentimental, ich weiß. Aber man sieht dann eben klarer... Nach der Cola gehen wir zum Auto, das zum Glück nicht weit entfernt steht. Die Rückfahrt verläuft reibungslos und zu Hause hüpfe ich gleich unter die heiße Dusche, denn nach dem Lauf bin ich rasant schnell ausgekühlt. Ich lege mich frisch geduscht ins Bettchen und entgleite in einen tiefen tiefen Schlaf. Was für ein Tag!

Regeneration und nächste ziele

Den nächsten Lauf bestreiten Tobi und ich wieder gemeinsam.
Den nächsten Lauf bestreiten Tobi und ich wieder gemeinsam.

Den Pfingstmontag verbringen wir nochmal auf dem Festival mit aktiver Regeneration in Form von Tanzen. Es ist ein schöner sonniger Tag und meine Nachwehen vom Marathon halten sich in Grenzen. Wenn ich daran zurück denke, was für schlimmen Muskelkater und Rückenschmerzen ich nach meinem ersten Marathon hatte... Und jetzt kann ich einfach Tanzen gehen. Verrückt wie sich der Körper nach und nach umstellt. Das zeigt mir, dass ich auf einem sehr guten Weg bin. Vor allem in Hinblick auf meinen Ultralauf.  Der Marathon in Mannheim hat mich positiv bestärkt, dass ich die langen Distanzen meistern kann und ich werde in den nächsten Wochen meinen Fokus darauf legen noch ausreichend lange, langsame Einheiten zu absolvieren. Noch bleiben mir knapp 7 Wochen bis zum Deutschlandlauf. Anfang Juli steht für Tobi und mich noch ein besonders lieb gewonnenes Lauf-Event an: Der Wiesbaden Trail-Run. Dort starten wir - wie die letzten Jahre auch - über die Kurzdistanz, also 10,5 km, aber mit immerhin knapp 300 Höhenmetern. Der Lauf hat mittlerweile schon Tradition bei uns, weil es dort einfach herrlich familiär ist und man immer nette Gespräche führen kann. Außerdem ist die Strecke oben an der Platte wirklich sehr schön und komplett im Wald. Ich kann den Lauf also wärmstens weiter empfehlen. Vielleicht sehe ich den ein oder anderen meiner Leser ja dort. Würde mich auf jeden Fall sehr freuen!

 

Liebste Laufgrüße

Eure Julia

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Kommentare: 2
  • #1

    Martin (Dienstag, 31 Oktober 2017 15:28)

    Hey Julia, ein super Bericht vom Mannheimer Marathon. Hilft mir sehr bei der Entscheidung, wo ich im nächsten Jahr antreten will - vielen Dank dafür.

    Aber was sind das für merkwürdige Kommentare hier drunter?

  • #2

    lolati (Mittwoch, 13 Dezember 2017 22:02)

    Meine Frau verließ das Haus mit unseren Kindern fast fünf Monate lang. Alle Bemühungen, sie zurückzubringen, erwiesen sich als verfehlt. Freunde und Familie waren alle in Sorge und mein sehr enger Gefährte gab mir einen Rat bezüglich Dr. Gokos Unterstützung; "Es gibt jemanden, der mit deiner Situation umgehen kann, er hat mich überzeugt und ich hatte keine andere Wahl, als seinem Rat zu folgen, weil ich niemals davon träume, meine liebe Frau und die Kinder zu verlieren und ich verzweifelt sie zurück haben wollte. Also hat Dr. Goko alles getan, um mir zu helfen. Meine Frau hat angerufen und gesagt, sie kommt nach Hause ... Es war so toll !!! So habe ich meine Familie durch Arzt Goko zurückbekommen. Unsere Ehe ist jetzt stärker als je zuvor. Mein Rat an Sie da draußen ist, Hilfe zu suchen und ihm Ihre Probleme zu erzählen. Er ist in der Lage, jede zerbrochene Beziehung und Ehen noch viel mehr zu bewältigen. Vielen Dank für die Rettung meiner Ehe. (Dr.gokosspiritualcaster@gmail.com whatsapp ihn auf seine Handynummer auf +2348056398964