Experiment: 2 Wochen Rohvegan, Teil II

Wenn neue Dinge zur Gewohnheit werden

Ich finde es immer wieder erstaunlich was für ein Gewohnheitstier der Mensch doch ist. Man klammert sich oft lang an die alten Gewohnheiten. Viel zu oft leider auch an schlechte. Genauso überraschend ist es dann aber auch, wie schnell sich neue Gewohnheiten etablieren lassen, wenn man sich denn darauf einlässt. In Woche 2 meines Experiments bin ich schon sicherer geworden. Gehe an gewissen Produkten im Supermarkt einfach vorbei, weil sie für mich durchs Raster fallen. Der Verzicht fällt mir nicht mehr so schwer, wie in der letzten Woche, sondern ich freue mich auf das was ich essen kann. Und das allerbeste: körperlich geht es mir so gut wie lange nicht mehr! Mehr dazu in meinem Tagebuch...

"Die meisten leben in den Ruinen ihrer Gewohnheiten." - Jean Cocteau

In die zweite Woche meines Selbstversuchs starte ich wesentlich entspannter als in die erste. Ich hab mich eingegroovt. Das neue ist nicht mehr ganz so neu und ich bin zuversichtlich, dass ich auch die zweite Woche schaffen werde. Eigentlich bin ich mittlerweile im Kopf sogar schon etwas weiter als bis zum Ende der zweiten Woche. In der letzten Woche habe ich mit Tobi oft darüber gesprochen, wie gut meinem Körper die rohvegane Ernährung zu tun scheint. Mein Reizdarm hat sich kein einziges Mal gemeldet und das gibt mir doch zu denken. Ich werde nach meinem Experiment wohl nicht mehr komplett zu meiner vorherigen Ernährung zurückkehren. Denn ich mag, wie es mir gerade geht. Ich kann mir zwar auch nicht vorstellen zu 100% rohvegan zu bleiben, aber dennoch ist mir klar geworden, dass sich in der letzten Zeit wieder zuviel "Junk Food" in mein Leben geschlichen hatte. Auch wenn ich absolut nicht ungesund lebe, habe ich es mir wieder zu oft zu einfach gemacht und zu ungesunden Snacks gegriffen, statt frisches Obst oder Gemüse zu ändern. Und irgendwie gibt mir der Spruch "Wenn man etwas im unverarbeiteten Zustand nicht essen kann, wieso sollte man es dann überhaupt essen?" doch zu denken...

Tag 8

Zoodles wird es in Zukunft bei uns öfter geben.
Zoodles wird es in Zukunft bei uns öfter geben.

Am Frühstück ändere ich nichts. Ich mag weiterhin meine Haferflocken, angereichert mit gekeimtem Quinoa und Banane. Zum Mittagessen gönne ich mir die restlichen Zoodles vom Vortag. Heute kalt. Immernoch sehr lecker! Zwischendurch gibt es wieder Bananen, Himbeeren und Rohkostriegel. Am Abend mache ich noch Lauftraining auf der Arbeit und laufe danach nach Hause (insgesamt 10 km). Dabei fühle ich mich gut. Meine Liestungsfähigkeit scheint also nach wie vor nicht beeinträchtigt zu sein. Zu hause angekommen, wartet Tobi bereits mit Avocado Salat auf mich. Dazu knabbern wir Rohkost-Olivenbrot, dass ich noch im Alnatura ergattern konnte. Wirklich lecker, aber bei dem Preis kann einem schon ein bisschen schwindlig werden... Auf keinen Fall was für jeden Tag.

Tag 9

In der Bowl finden sich Hirse, Kichererbsen, Hummus, Cashewnüsse und vieles mehr.
In der Bowl finden sich Hirse, Kichererbsen, Hummus, Cashewnüsse und vieles mehr.

Heute wird es sommerlich warm, weshalb ich mir für die Mittagspause nur leckere Früchte mitnehme: Mango, Wassermelone und natürlich meine geliebten Bananen. Damit komme ich gut durch den Tag und gönne mir zwischendurch noch zwei Rohkostriegel. Am Abend beschließe ich für Tobi und mich je eine Love Bowl vom Möhren Milieu zu holen. Die hatte Tobi am Wochenende und sie sah einfach so gut aus. Sie ist zwar nicht komplett roh, aber das ist ok. Zu Hause essen wir dann gemütlich und da merke ich erst, dass ich jetzt doch recht hungrig war. Ich genieße also diese schöne bunte Bowl umso mehr. Normalerweise wären da keine Kartoffeln drin, aber anscheinend haben sie es gut mit uns gemeint und noch ein paar Reste des Tages in der Bowl verwertet. Die kleinen Kartoffel-Stücke schmecken nach knapp 1 1/2 Wochen rohveganer Ernährung so unglaublich gut! Das könnt ihr euch nicht vorstellen. Viel zu schnell sind die leckeren Bowls in unseren Bäuchen verschwunden und wir satt und zufrieden. Seit meinem Experiment fühle ich mich nach dem Essen immer satt und zufrieden, aber nie voll. Wieder ein Argument, dass definitiv dafür spricht, nicht komplett in alte Muster zu verfallen. Den Rest des Abends lassen wir gemütlich ausklingen. 

Tag 10

Die Zucchini-Nudel von Wilma Wunder kann ich wirklich jedem ans Herz legen.
Die Zucchini-Nudel von Wilma Wunder kann ich wirklich jedem ans Herz legen.

Heute ist zwar erst Mittwoch, für mich aber schon Freitag, da morgen Feiertag ist und ich den Brückentag freinehmen konnte. Ich decke mich für den Tag wieder mit Früchten ein und mache mich auf den Weg zur Arbeit. Heute wird es nochmal etwas stressig, weil einige eilige Projekte noch vorm Feiertag raus müssen und abends steht mein Ukulele-Kurs auf dem Plan. Leider entwickelt sich der Tag so, dass ich es abends nicht zu meinem Kurs schaffe. Ich sitze bis halb neun auf der Arbeit und warte auf Druckdaten. Als ich endlich rauskomme bin ich mega hungrig und freue mich riesig, dass Tobi und ich uns für den Abend ein Restaurant bzw. Café rausgesucht haben. Wir gehen zu Wilma Wunder, das nur ein paar Gehminuten von uns entfernt liegt und gönnen uns dort die Zucchini-Nudeln - auch wenn diese nicht roh sind. Ich könnte mich da reinlegen! Sie sind einfach total lecker! Danach fühle ich mich besser, aber den Rest des Abends ist mit mir nicht mehr viel los. Der 12-Stunden-Tag hat mich echt geschafft.  Ich glaube egal ob rohvegan oder nicht. Nach so einem Tag wäre jeder im Eimer. Zum Glück ist jetzt langes Wochenende und ich kann am nächsten Tag erstmal ausschlafen.

Tag 11

Die Abkühlung im Fastnachtsbrunnen war Balsam für die kleine Läuferseele.
Die Abkühlung im Fastnachtsbrunnen war Balsam für die kleine Läuferseele.

Heute ist Feiertag. Ich wache bereits gegen acht Uhr auf und genieße es dann noch ein bisschen zu dösen. Zum Frühstück gibt es eine leckere Bowl mit Banane, Himbeeren, Haferflocken und Pekannüssen. Nach dem Frühstück entspannen wir uns noch ein bisschen und brechen dann auf zu einer großen Laufrunde. Das Wetter ist toll und so laufen wir bis zum Gonsenheimer Wald, drehen dort die 6-Kilometer-Runde und laufen wieder nach hause. Alles in allem kommen wir so auf knapp 20 km. Bevor es nach Hause geht, kaufen wir uns am Kiosk noch ein kühles Radler und genießen selbiges am Fastnachtsbrunnen auf dem Schillerplatz. Es ist heiß und wir kühlen unsere Füße im Wasser des Brunnens ab. Wie geil! So muss das Leben sein. Zu Hause geht es rasch unter die Dusche, weil wir heute Abend noch auf ein Konzert von THE KOOKS nach Köln fahren. Eigentlich hatten wir uns dort ein rohveganes Restaurant rausgesucht. Weil es nun aber bereits viel später ist als geplant müssen wir in Köln sündigen und genehmigen uns einen kleinen Imbiss bei Subway. Ich habe etwas Bammel, dass mein Magen mich nach 1 1/2 Wochen rohveganer Ernährung entsprechend abstraft, aber ich habe Glück und nichts geschieht. Das Konzert ist schön, aber danach können wir kaum noch stehen. Vielleicht war es doch unklug vor einem Konzert so lange laufen zu gehen? 

Tag 12

Wenn man so in den Tag startet, kann er nur gut werden.
Wenn man so in den Tag startet, kann er nur gut werden.

Den Brückentag konnte ich mir glücklicherweise freinehmen und so schlafe ich erstmal bis 9.00 Uhr. Nach meiner Frühstücks-Bowl verabschiede ich mich von Tobi, da ich den Tag in Koblenz mit meiner Freundin Heike verbringe. Bei quatschen, shoppen und sonnen vergeht die Zeit wie im Flug. zwischendurch gönne ich mir einen Couscous-Salat im Essgeschäft. Den habe ich früher geliebt und er schmeckt immer noch genauso grandios wenn nicht noch besser nach meinem rohveganen Experiment. Für Abends hatten Tobi und ich uns Karten für ein rohveganes Dinner in Mainz organisiert, wo wir voller Vorfreude und Neugier um 19.00 Uhr erschienen. Leider hatte der DAUCUS Dinner Club versäumt uns mitzuteilen, dass die Veranstaltung nicht stattfindet und so zogen wir ziemlich gefrustet von dannen. Das Dinner sollte den großen Abschluss unseres Experiments bilden. Statt dessen gingen wir dann zu Mosch Mosch. Das Jippie Jappa schmeckte herrlich. Nur Leider bekam ich kurze Zeit später den eindeutigen Beweis dafür, dass ich allem Anschein nach Weizen absolut nicht vertrage. Den Rest des Abends verbrachte ich mit Bauchschmerzen und schwor mir auf Weizen ab sofort zu verzichten. 

Fazit

Am Samstag und Sonntag haben wir uns so langsam aber sicher vom Experiment "Rohvegan" verabschiedet und sind zur Normalität zurück  gekehrt. Wenn auch nicht ganz. Denn einige Änderungen will ich nun dauerhaft durchziehen. Wie bereits erwähnt ging es meinem RDS während des Experiments unheimlich gut. Von daher möchte ich in Zukunft versuchen so viel unbehandelte und unverarbeitete Lebensmittel wie möglich zu konsumieren. Gerade auf der Arbeit habe ich zwischendurch immer viel gesnackt. Statt Kuchen oder Teilchen möchte ich künftig bei meinen Rohkostriegeln oder Bananen für Zwischendurch bleiben. Die sind einfach viel gesünder und treiben den Blutzucker nicht so in die Höhe. Weizen werde ich künftig durch Dinkel ersetzen. Denn das vertrage ich im Gegensatz zu Weizen gut. Am Samstag haben wir uns dann endlich mal wieder Brötchen zum Frühstück gegönnt. Die habe ich mir vom Biobäcker Kaiser organisiert und sie waren komplett aus Dinkel- und Dinkel-Vollkornmehl. In Zukunft werde ich jedoch nicht mehr Samstag und Sonntag Brötchen essen, sondern nur noch an einem der beiden Tage. Am anderen mache ich mir meine Frühstücks-Bowl, denn die ist wirklich richtig lecker und tut einfach gut. In punkto Abendessen werden wir künftig wohl die Zoodles des öfteren einbeziehen, da sie schnell gemacht sind und abends nicht mehr so belasten wie manch andere Dinge, die wir sonst so gegessen haben. Auch wenn ich zwischendurch kleinere Ausnahmen gemacht habe, bin ich sehr zufrieden damit, wie ich das Experiment durchgezogen habe und ich bin vor allem dankbar, dass Tobi so gut mitgezogen hat. Gemeinsam sind wir stark. Dank des Experiments weiß ich viele Leckereien nun wieder mehr zu schätzen und vor allem weiß ich jetzt wieder die große Auswahl zu schätzen, die man hat wenn man lediglich vegan und nicht roh ist. Von daher bin ich momentan also wieder fast komplett vegan und fühle mich gut damit. Die ein oder andere Ausnahme wird es sicher weiterhin geben, aber aktuell bin ich einfach froh darüber wie gut ich mich fühle und möchte das beibehalten. 

Und hat es nun das laufen beeinflusst?

Kurz vor der Ziellinie beim Ingelheimer Halbe. Trotz Hitze war ich voller Energie.
Kurz vor der Ziellinie beim Ingelheimer Halbe. Trotz Hitze war ich voller Energie.

Also wenn überhaupt würde ich sagen, dass es mein Lauftraining positiv beeinflusst hat. Zum einen habe ich ein wenig abgenommen. Nicht viel, aber ein bisschen habe ich es an meinen Klamotten gemerkt. Zum anderen musste ich mir während der Läufe keinerlei Gedanken um meinen Magen machen, der ja sonst mein größtes Sorgenkind ist. Ich konnte mir auf unseren langen Läufen sogar eine Cola mit Tobi teilen!!! Das klingt für viele jetzt wahrscheinlich lächerlich, aber sonst macht mein Magen da komplett zu während der Läufe. Dann geht garnix mehr und ich kann nur noch gehen, weil der Magen direkt übersäuert. Durch die rohvegane Ernährung war er aber wohl so ausgeglichen, dass ein bisschen Cola überhaupt nicht ins Gewicht fiel. Für mich persönlich ein sehr tolles Erlebnis, das mir zeigt, dass ich es - zumindest bis zu einem gewissen Grad - selbst in der Hand habe wie gut es mir mit meinem RDS geht. Am Sonntag stand dann noch die Teilnahme beim Ingelheimer Halbe an. Es war mega heiß, aber es ging mir prima. Ich habe an dem Tag auf der 10 Kilometer Strecke sämtliche Rekorde auf meiner Garmin pulverisiert. Von daher kann ich allen Neugierigen da draußen empfehlen ruhig mal über ihren eigentlichen Tellerrand hinaus zu blicken und neue Dinge auszuprobieren. Das schlimmste was passieren kann ist, dass euch mal etwas nicht so gut schmeckt. Und im besten Fall, geht es euch am Ende viel besser, so wie mir. In diesem Sinne: Raus aus der Komfort Zone!

 

Liebste Laufgrüße

Eure Julia

"Gehe nicht, wohin der Weg führen mag, sondern dorthin, wo kein Weg ist, und hinterlasse eine Spur." - Jean Paul

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Kommentare: 1
  • #1

    Sarah (Donnerstag, 01 Juni 2017 07:08)

    Finde ich toll, dass ihr das so durchgezogen habt! <3 Ich ernähre mich durch deine Inspiration jetzt auch seit etwa 2 Wochen wieder gesünder, esse mehr Obst, und fühle mich auch richtig gut damit! ��� Und Zoodles kommen bei mir auch diese Woche auf den Teller! ❤️ Wie immer toll geschrieben! �