Experiment: 2 Wochen Rohvegan, Teil I

Auf zu neuen Ernährungs-ufern!

Was Ernährungstrends oder -formen angeht bin ich grundsätzlich immer sehr interessiert und neugierig. Vor einiger Zeit erst habe ich IF also Intermittierendes Fasten für einige Wochen getestet. Jetzt möchte ich - nachdem ich unheimlich viel Gutes darüber gelesen habe - einmal testen, wie es ist, sich rohvegan zu ernähren. Ich weiß, dass das mit sehr viel Verzicht einhergeht. Da ich aber ohnehin bereits Veggie mit starker Tendenz zur veganen Ernährung bin, denke ich, dass ich das durchaus mal für 2 Wochen durchziehen kann. Wobei mir meine Nudeln und die Freitags-Pizza sicher fehlen werden *schnief*. In einem kleinen Tagebuch lasse ich euch an meinen Erlebnissen während des Experiments teilhaben...

"Iss roh, dann wirst Du froh. Iss kalt, dann wirst Du alt." - Deutsches Sprichwort

Auf die rohvegane Ernährung bin ich tatsächlich eigentlich erst so richtig über Facebook und Instagram aufmerksam geworden. Dort habe ich die ein oder andere junge Frau abonniert, die sich nach diesem Vorbild ernährt und ich muss sagen, dass diese Damen allesamt einen unheimlich zufriedenen und tollen Eindruck auf mich machen. Ich verlinke euch mal ein paar von den Mädels:

Natürlich kann man sich im Netz immer anders darstellen oder nur die positiven Aspekte betonen und deshalb war ich neugierig darauf selbst heraus zu finden, ob man durch rohvegane Ernährung wirklich so ein "Leuchten" bekommt. Ich begann also noch mehr zu lesen und bestellte mir das Buch "Rohvegan" von Claudia Renner. In diesem Buch unternimmt sie selbst den Versuch sich rohvegan zu ernähren, allerdings für 4 Wochen. Das war mir dann für ein erstes Experiment doch zu lang. Dennoch konnte ich dem Buch viele hilfreiche Tipps, wichtige Infos und auch Rezepte entnehmen. 

Der erste Tag

Unseren Avocadosalat liebten wir auch schon vor dem Experiment.
Unseren Avocadosalat liebten wir auch schon vor dem Experiment.

Ich wache zum ersten Mal gegen 5.00 Uhr morgens auf. Nicht weil ich aufgeregt bin, sondern vielmehr, weil die Vögel vor unserem Fenster ein kleines Konzert zwitschern und unser Fenster auf Kipp steht. Ich stehe auf und schließe das Fenster. Mein Wecker klingelt schließlich erst um 7.00 Uhr. Zum Frühstück gibt es Haferflocken mit Banane und etwas Mandelmilch. Ich weiß, dass das nicht zu 100 Prozent Rawfood ist, denn die Haferflocken wurden bei der Verarbeitung höher erhitzt als 42 Grad. Wie bei vielen anderen Ernährungsformen auch, kann man strikt vorgehen, oder sich einen vorerst praktikablen Mittelweg suchen. Und genau so werde ich es in den 2 Wochen handhaben. Um mich selbst nicht zu sehr zu stressen, halte ich mir gewisse Möglichkeiten offen. Mit Haferflocken habe ich schon lange gute Erfahrungen gemacht. Zum einen von der Verträglichkeit her als auch vom Sättigungsfaktor. Im Laufe des Vormittags esse ich im Büro noch eine Banane und ein paar Erdbeeren. Zum Mittag gibt es eine Avocado, ein paar rohe Champignons und Kresse. Im laufe des Nachmittags trinke ich dann noch einen roten Smoothie, esse eine weitere Banane, Nüsse und Karotten. Ich habe das Gefühl andauernd zu essen, aber so richtig satt fühle ich mich nicht. Wahrscheinlich wird mein Körper ein paar Tage brauchen um sich umzustellen. Ich fühle mich aber auch nicht komplett verhungert. Auf keinen Fall. Meine Gemütslage ist gut. Der Tag ist lang und ich freue mich auf den Feierabend. Diesen verbringe ich damit einen Großeinkauf im Denn's zu tätigen um meine Versorgung für die nächsten Tage zu sichern. Sonst lebe ich essenstechnisch auch einfach mal so in den Tag hinein. Bei diesem Experiment muss ich planen. Sonst stehe ich am Ende mit leeren Händen da. Während Tobi uns zum Abendessen einen Avocadosalat macht, zerschreddere ich einen ganzen Blumenkohl im Mixer, weil ich gelesen habe, dass das dann wie eine Art Reis- oder Couscous-Ersatz verzehrt werden kann. Da mein Mixer nicht der dollste ist, entwickelt sich das Ganze zu einer schönen Schweinerei, aber was soll's. Immerhin bin ich nun für die nächsten Tage versorgt...

Tag 2

Die rohveganen Tacos haben es mir besonders angetan. Sie bestehen aus einer Mischung von Walnusskernen und getrockneten Tomaten.
Die rohveganen Tacos haben es mir besonders angetan. Sie bestehen aus einer Mischung von Walnusskernen und getrockneten Tomaten.

Die Nacht war irgendwie unruhig. Ich war gefühlt mindestens 5 bis 10 Mal wach. Entsprechend fühle ich mich etwas gerädert. Zum Frühstück gönne ich mir wieder meine Haferflocken mit Banane. Diesmal reichere ich mein Frühstück noch durch einen Löffel PUR YA! "Quinoa gekeimt" an. Das enthält viel Protein und wichtige B-Vitamine. Kann mir also während meines Experiments nix schaden. Ich raffe meine Nahrung für den Tag zusammen und mache mich auf zur Arbeit. Das Hungergefühl, das ich gestern wahrgenommen habe, ist heute schon garnicht mehr so stark. Ich esse vormittags und nachmittags je eine Banane als Snack, außerdem noch einen Rohkostriegel. Zum Mittag esse ich einen selbst kreierten Rohkost-Salat mit dem zerschredderten Blumenkohl und zum Nachtisch gönne ich mir Wassermelone, weil es an dem Tag sehr warm ist. Fürs Abendessen recherchiere ich ein bisschen im Netz und beschließe für Tobi und mich eine Raw Bowl vom Möhren Milieu zu besorgen. Im Möhren Milieu angekommen, erfahre ich, dass es die Bowl aktuell nicht auf der Karte gibt. Dafür aber rohvegane Tacos und eine rohvegane Pizza. Jackpot!!! Ich nehme beides mit und Tobi und ich testen uns zu Hause durch die Leckereien. Ich kann nur sagen: sehr geil! Ich fand es super lecker und werde in Zukunft sicher öfter im Möhren Milieu vorbeischauen.

Tag 3 

Die Kombi aus Birne, Walnuss und roter Beete hat mir besonders gefallen.
Die Kombi aus Birne, Walnuss und roter Beete hat mir besonders gefallen.

Das Frühstück ist das gleiche wie am Tag davor. Ich wache nicht mehr mit Bärenhunger auf. Mein Körper scheint sich umzustellen. Generell habe ich irgendwie das Gefühl gesättigter zu sein als sonst. Wenig Hunger und vorallem: keine Heißhungerattacken. Während des Vormittags gönnen ich mir eine Banane. Da der Tag etwas hektisch ausfällt entfällt das Mittagsessen. Stattdessen gibt es etwas später eine Mango und einen Rohkostriegel. Noch etwas später eine weitere Banane. Nicht weil mich der Hunger treibt, sondern weil ich das Gefühl habe, das war nun doch etwas wenig bisher. Aber vielleicht hat das Wenige meinen Körper ja auch so gut versorgt, dass ich deswegen keinen Hunger verspüre? Wer weiß... Am Abend gibt es bunt geschnibbelte Kleinigkeiten. Tobi sei Dank! Genauer gesagt: Rote Beete, Birne, Pilze, Rucola und Walnüsse. Dazu etwas Cashewcréme und Balsamico. Tobi isst 3 Teller voll und fühlt sich immernoch nicht richtig satt. Ich hatte irgendwie gar keinen richtigen Hunger. Geschmeckt hat es trotzdem. 

Tag 4

Sie sahen zwar schön aus, aber geschmeckt hat es uns leider garnicht. Da ist sogar Tobi lieber hungrig ins Bett gegangen.
Sie sahen zwar schön aus, aber geschmeckt hat es uns leider garnicht. Da ist sogar Tobi lieber hungrig ins Bett gegangen.

Nach meinem obligatorischen Frühstück gehe ich morgens noch einkaufen. Fünf Bananen, eine Mango und ein Rohkostriegel von Naked wandern in den Einkaufskorb. Mehr nicht. Ohne Bananen wäre ich die letzten Tage nicht gut klar gekommen glaube ich. Im Gegensatz zu den vorigen Tagen mache ich mir um meine Nahrung nicht mehr so viele "Sorgen". Ich weiß jetzt, dass man auch als Rohveganer niemals verhungern muss. Man sollte sich nur etwas organisieren. Und das habe ich. Vorallem merke ich, dass es mir körperlich richtig gut geht. Mein Reizdarm hat sich in den letzten Tagen kein einziges Mal gemeldet. Ich fühle mich fit und bin zufrieden. Ob sich die veränderte Ernährungsweise auch auf der Waage niederschlägt kann ich nicht sagen. Denn die Waage habe ich schon vor einigen Jahren aus meinem Leben verbannt. Ich wollte mich nicht mehr von einer Zahl abhängig machen und bin damit glücklich. Ob ich etwas zu- oder abnehme merke ich schließlich auch irgendwann an meiner Kleidung, aber aktuell merke ich noch nichts. Sind ja bisher auch nur 4 Tage. Also liegen noch 10 vor mir. Abends probieren Tobi und ich ein Rezept aus meinem Buch aus. Gefüllte Paprika. Komplett roh, jeweils mit Brokkoli- und Zucchini-Créme. Was soll ich sagen. Sie sahen sehr schön aus, aber geschmacklich waren wir beide nicht überzeugt. Und wenn sogar Tobi mal was verschmäht, dann heißt das schon was! Egal, morgen ist neuer Tag.

Tag 5

Vor lauter Belag sieht man kaum noch den Lizza-Teig. Aber mein unger war auch groß.
Vor lauter Belag sieht man kaum noch den Lizza-Teig. Aber mein unger war auch groß.

In der Nacht gab es ein Unwetter. Deshalb riecht es früh morgens nach frischen Regen. Endlich Freitag! Heute Abend würde eigentlich unsere obligatorische Pizza auf dem Plan stehen. Die muss heute abgewandelt werden. Ich habe ein paar Tage zuvor LIZZA-Teig bestellt, den wir uns heute Abend belegen werden. Da der Teig gebacken werden muss, wird die Lizza dann nur semi-roh sein, aber das ist ok. Nach den 5 Tagen würde ich schätzen, dass ich die rohvegane Ernährung zu 80 bis 90 Prozent durchgezogen habe. Aber die paar Ausnahmen, die ich gemacht habe, waren dann auch nötig. Und wenn ich von Ausnahmen spreche, meine ich nicht, dass ich mir zwischendurch heimlich Pommes besorgt habe, sondern dass ich Kichererbsen aus der Dose zum Salat gemischt habe, obwohl die streng genommen nicht mehr ganz roh sind oder gewisse verarbeitete Gewürze als Soße oder Dressing genommen habe, die auch nicht 100% roh sind. Also wirklich nur kleine Ausnahmen.

Auf dem Weg nach Hause habe ich meine erste kleine Krise in dieser Woche. Der Gedanke ans Hinschmeißen kommt auf. Ich verstehe garnicht so recht warum. Bis eben war noch alles gut. Wahrscheinlich ist es mein Körper, dem seine Freitagspizza versagt wird. Ich muss mich berappeln. Bis ich zu Hause bin, habe ich die Krise halbwegs überwunden. Beim Belegen der Lizza ist alles wieder ok. Es ist zwar nicht meine heiß geliebte Pizza, aber ich fühle mich danach immerhin richtig satt.

Tag 6 und 7: Wochenende!

Samstag

Den Rest des Freitag Abend haben wir auf der Couch verbracht. Das Wetter war ohnehin für den Eimer. Als ich am Samstag Morgen aufwache, scheint die Sonne. Das freut mich riesig, denn ein bisschen positive Energie kann mir gerade nicht schaden. Zum Frühstück hole ich uns frisch gepressten Orangensaft vom "Echt saftig" gleich nebenan. Tobi isst Müsli und ich mache mir eine herrlich schöne Bowl mit Haferflocken, Bananen, Himbeeren, Zimt und Mandelmus. Danach fühle ich mich gut, aber nicht voll. Genau richtig irgendwie. An die eigentlichen Frühstücksbrötchen denke ich kaum noch. Ich sehe eher den positiven Aspekt und der ist, dass wir heute mit dem Frühstück wesentlich schneller durch sind und den Vormittag noch für ein paar Besorgungen nutzen können. Da unser Mixer (ein günstiges Modell um die 40 Euro) beim Zerkleinern von Brokkoli an seine Grenzen gekommen ist, beschließen wir in einen neuen und etwas leistungsstärkeren Mixer zu investieren. Außerdem holen wir uns noch einen Spiralschneider, denn es stimmt schon: Ohne ein gewisses Equipment macht rohvegane Ernährung keinen Spaß. Nach dem kleinen Einkaufsbummel starte ich zu einer schönen großen Laufrunde, die am Ende 20 km lang ist. Ich fühle mich super! Meine Leistungsfähigkeit ist durch die veränderte Ernährung keinesfalls beeinträchtigt. Ich schaffe die 20 km sogar ohne Zusatzversorgung in Form von Gels. Zu Hause angekommen geht es erstmal unter die Dusche und danach beschließen Tobi und ich unser Abendessen ins Möhren Milieu zu verlegen. Irgendwie sind wir heute etwas zu faul zum Werkeln und wollen lieber noch etwas raus. Das Essen schmeckt toll und zum Nachtisch gibt es sogar Kuchen! Was will man mehr? Nach dem Essen steht noch der Einkauf für Sonntag an. Wie in den letzten Tagen auch, toben wir uns in der Obst- und Gemüseabteilung aus. Danach machen wir noch einen langen Spaziergang, weil das Wetter einfach sooo schön ist. Irgendwann melden sich dann meine Beinchen und wollen auf die Couch. Dort lassen wir den Abend mit einer DVD ausklingen.

 

Sonntag

Wir werden wieder von der Sonne geweckt. Da wir den Tag nicht verplant haben, müssen wir uns mit dem Aufstehen nicht beeilen und dösen noch ein bisschen vor uns hin. Das Frühstück läuft ähnlich ab, wie am Tag zuvor. Danach machen wir ein bisschen klarschiff in der Küche und uns dann fertig zum Laufen. Es geht 16 km um den Rhein herum. Vorbei am Schloss Biebrich und den Rheinwiesen. Meine Beine sind heute etwas schwerer, aber bei dem Pensum vom Tag zuvor ist das auch kein Wunder. Ich fühle mich trotzdem gut. Zu Hause angekommen gibt es erstmal eine erfrischende Dusche, bevor wir nochmal hinunter zum Rhein gehen. Diesmal einfach nur um uns ein bisschen zu sonnen und zu chillen. Dazu gönnen wir uns ein Radler. Auch wenn Alkohol ansonsten tabu ist während des Experiments. Nach einer Stunde sind wir gut mit Sonne aufgetankt und machen uns auf den Heimweg. Dort angekommen mache ich mich daran meinen ersten rohveganen Kuchen herzustellen. Der "Erdbeertraum" ist ein Rezept aus dem Buch von Claudia Renner. Mit dem neuen Mixer geht das Ganze recht schnell und weil nicht gebacken wird, muss der Kuchen nur kalt gestellt werden. Auf das Ergebnis bin ich schon ein bisschen stolz. Tobi macht sich währenddessen an die Vorbereitungen fürs Abendessen. Es gibt Zoodles mit Tomatensoße. Da wir uns am Tag zuvor nur noch zwei Zucchinis sichern konnten gibt es zusätzlich Möhrennudeln. Ganz roh essen wir das Ganze nicht. Wir werfen die Zoodles kurz ins heiße Wasser. Ich muss sagen, dass mir dieses Gericht unheimlich gut schmeckt. Zum Nachtisch essen wir dann den Kuchen. Auch der ist mega lecker. Alles in allem also ein gelungener Abschluss von Woche 1.

"Etwas, das man in seiner ursprünglichen Form nicht essen kann, soll man nicht essen. " - Mahatma Gandhi

Fazit der ersten Woche

Ich mit meinem ersten rohveganen Kuchen! Auf die Deko bin ich besonders stolz.
Ich mit meinem ersten rohveganen Kuchen! Auf die Deko bin ich besonders stolz.

Also um ehrlich zu sein, ist es mir die ersten Tage nicht leicht gefallen mit der Ernährungsumstellung. Und das obwohl ich mich bereits überwiegend vegan ernähre. Aber der Faktor "roh" ist für mich nochmal eine besondere Herausforderung. Trotz der Anlaufschwierigkeiten, habe ich mich darauf eingelassen und ich bin froh, dass ich den kleinen Tiefpunkt am Freitag Abend überwunden und weitergemacht habe. Denn das Wochenende war dafür einfach nur herrlich und essenstechnisch absolut kein Verzicht. Wir haben es uns gut gehen lassen, aber eben nur mit richtig gutem und gesundem Essen. Aus sportlicher Hinsicht kann ich sagen, dass es das Laufen wenn überhaupt eher positiv beeinflusst hat. Und ich erkläre euch auch warum. Wie in anderen Beiträgen schonmal erwähnt, leide ich unter einem sehr empfindlichen Magen und Reizdarm. In der letzten Woche ging es mir diesbezüglich jedoch top! Ich hatte nicht einmal irgendwelche Beschwerden. Keine Magenschmerzen, kein Völlegefühl, kein Sodbrennen. Nichts! Und wenn es meiner Verdauung gut geht, habe ich auch viel mehr Power zum Laufen. Wenn ich wieder einen akuten Schub habe, zehrt das oft sehr an meinen Kräften und ich fühle mich abgeschlagen und müde. Umso mehr freue ich mich, dass es mir gerade so gut geht. Von daher starte ich sehr positiv gestimmt in Woche 2 und freue mich darauf noch weitere rohvegane Gerichte zu testen. Euch wünsche ich einen guten Start in die kurze Woche!

 

Liebste Laufgrüße

Eure Julia

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