Laufen, lernen, lachen!

Zu Schulzeiten war Lernen oft eher lästig. Wenn du aber wirklich eine Leidenschaft für etwas hast, ist das Lernen überhaupt nicht schlimm. Weil ich mich als Läuferin und Coach/Trainerin weiter entwickeln wollte, entschied ich mich letztes Jahr dafür, mich für ein Laufseminar der NordicFit Academy anzumelden. Und was soll ich sagen? Die Entscheidung war genau richtig! Hinter mir liegt ein tolles Wochenende mit vielen neuen Eindrücken, tollen Leuten und ganz viel Input. Ich glaube es ist lange her, dass ich an einem Montag so motiviert aus dem Bett gehüpft bin und das obwohl das vergangene Wochenende nicht viel Zeit für Entspannung oder Ausschlafen geboten hat. An den beiden Seminartagen hat mich und die anderen Teilnehmer ein volles Programm erwartet, das mich persönlich um einiges weiter nach vorn gebracht hat. Jetzt kann ich es kaum erwarten mein neu erworbenes Wissen unter die Leute zu bringen und richtig durchzustarten...
"Lernen ist wie Rudern gegen den Strom. Hört man damit auf, treibt man zurück"- Laozi
Den Wunsch mich im Bereich Laufen weiterzubilden hatte ich schon länger. Ich wusste nur noch nicht so Recht in welche Richtung es genau gehen soll. Das Seminar der NordicFit Academy habe ich dann eher zufällig über eine der Laufgruppen in denen ich auf Facebook aktiv bin entdeckt und war von dem Angebot an einem Wochenende gleich 2 Zertifikate erwerben zu können direkt begeistert. Denn natürlich hat man neben einem Vollzeitjob auch immer nur begrenzt Zeit noch was zu machen. Daher kam es mir auch sehr entgegen, dass das Seminar in Frankfurt stattfinden sollte, was von Mainz sehr gut erreichbar ist. Das Lauf-Kombi Seminar von NordicFit besteht aus den zwei Seminaren Lauf Basic Instructor und Lauf Instructor. Diese bauen aufeinander auf, wobei der Lauf Instructor die Vertiefung ist und man im Basic Seminar erstmal die Grundkenntnisse für die Arbeit als Trainer bzw. Coach erlangt.
Tag 1: Basic Lauf Instructor

Der erste Tag begann für mich um 7.30 Uhr. Ich schmiss mich in meine Laufklamotte und machte mich auf den Weg zum Bahnhof um mit der S-Bahn bis Frankfurt Niederrad zu fahren. Von dort war der Veranstaltungsort - ein Holiday Inn - gut zu erreichen. Dieser Ort war eine Ausweich-Location, da der Termin für das Seminar um eine Woche verschoben bzw. vorgezogen wurde. Für mich war das zum Glück kein Problem. Nach ein paar Schikanen durch Google Maps erreichte ich das Hotel relativ gut nach ca. einer halben Stunde. Dort angekommen traf ich im Eingangsbereich auf Sven, der ebenfalls zum Seminar angereist war. Sven ist bereits Personal Trainer und mit dem Seminar hat er seine bereits vorhandene Kompetenz noch weiter ausgebaut. Ich verlinke euch hier mal seine Seite, da er ein sehr sympatischer Kerl ist mit dem das Training am Wochenende sehr viel Spaß gemacht hat. Im Seminarraum trafen wir dann auf die anderen Teilnehmer: Maik und Matthias. Ja, es war tatsächlich sehr überschaubar. Wir waren insgesamt nur zu viert, aber ich finde wenn man wirklich was lernen möchte ist eine kleine Gruppe eigentlich ideal. Maik arbeitet als Fitnesstrainer und hat sogar schon mehrere Ironman gefinisht. Matthias ist Physiotherapeut. Sehr angenehme Zeitgenossen die beiden. Das Seminar wurde von Peter Ertl geleitet. Nachdem wir uns alle eingefunden hatten, ging es nach einer kurzen Vorstellungsrunde gleich ans Eingemachte und uns erwartete erstmal ein bisschen Theorie zum Thema Laufstil. Wenn man sich schon länger mit dem Laufen beschäftigt ist es schon so, dass man einige Begrifflichkeiten bereits kennt, was auf jeden Fall eine gute Voraussetzung ist. So konnte ich dem ganzen gut folgen. Der erste Theorieteil dauerte ca. eine bis eineinhalb Stunden.

Danach ging es für den ersten Praxisteil nach draußen. Auf ein paar für mich doch etwas knifflige Koordinationsübungen und spielerische Elemente folgte eine kleine Laufrunde durch den umliegenden Wald, bei der uns Peter diverse Übungen zur Verbesserung des Laufstils an die Hand gab. Ein paar davon waren mir bereits aus dem Lauf-ABC bekannt (wie zum Beispiel Anfersen und Hopserlauf), andere (wie der Belgische Kreisel) waren mir völlig neu. Peter hat uns sehr gut angeleitet und ich habe mich während des Praxisteils gut aufgehoben gefühlt. Das mega Wetter und die schöne Umgebung in dem kleinen Wäldchen haben ihr übriges getan. Gegen 13.00 Uhr haben wir dann alle gemeinsam im Hotel gegessen. Für mich gab es eine leckere Folienkartoffel mit Gemüsespieß. Nach dem Essen drohte ich in ein kleines Verdauungstief abzurutschen, aber Peter hat dann einfach gleich mit der Videoanalyse weiter gemacht, damit die Motivation oben bleibt. Auf die Videoanalyse waren nämlich tatsächlich alle sehr gespannt. Wir sollten uns vorab einschätzen, ob wir eher Fersen- Mittelfuß- oder Vorderfußläufer sind. Da ich erst seit Ende letzten Jahres versuche von der Ferse wegzukommen, ging ich davon aus noch Fersenläufer zu sein. Die Auswertung der Analyse hielt dann aber eine sehr positive Überraschung für mich bereit: Ich laufe tatsächlich bereits auf dem Mittelfuß! Da war ich baff! In meiner Wahrnehmung hatte ich mich viel schlechter gesehen, als es das Video dann schlussendlich zutage förderte. Meine Armhaltung ist noch optimierbar und ich habe ein leichtes Overcrossing bei den Beinen sowie evtl. sogar ein verkürztes Bein. Das werde ich auf jeden Fall mal beim Physiotherapeut prüfen lassen. Aber ansonsten sah mein Laufstil echt gut aus. Nach der Videoanalyse kam ein weiterer Theorieteil, gefolgt von noch etwas mehr Praxis draußen. Dort wurden wir quasi ins kalte Wasser geschmissen und in Zweierteams geteilt, wobei immer einer der Trainer und einer der Schüler sein sollte. Ich tat mich mit Sven zusammen. Für ihn war das übernehmen der Trainerrolle natürlich kein großes Problem, weil er ja bereits als Personal Trainer arbeitet. Mir fiel das Ganze schon etwas schwerer, aber mit ein bisschen Hilfe von Sven fand ich mich dann auch gut in die Trainerrolle ein. Das war dann für Tag 1 der letzte Praxisteil und es ging nochmal rein für ein bisschen Theorie. Wir wiederholten das Gelernte anhand von ein paar Beispielen zum Thema Laufstil und erhielten zum Abschluss eine kleine Aufgabe, die wir ebenfalls in Zweiergruppen umsetzen sollten. Anhand einer Vorlage sollten wir für unsere selbst ausgewählte Zielgruppe eine Trainingseinheit zu einem selbst gewählten Thema vorbereiten. Auch diese Aufgabe erledigte ich im Team mit Sven. Nach der Präsentation unserer Ergebnisse war der erste Tag dann gegen 18.30 Uhr geschafft.
tag 2: Lauf Instructor

Am nächsten Tag klingelte der Wecker wieder um 7.30 Uhr. Ich hatte das Glück, dass Sven mich zum Seminar mitnehmen konnte, denn er kommt aus Ingelheim und da liegt Mainz ja direkt auf dem Weg. Sonst hätte ich mich wahrscheinlich um einiges früher auf den Weg machen müssen. Am Tag zuvor war uns noch aufgefallen, dass am Sonntag ebenfalls der Halbmarathon in Frankfurt stattfindet und ein paar Straßen rund um unsere Seminar-Location gesperrt sein würden. Wir schafften es aber noch rechtzeitig vor der Sperrung durchzukommen. Als wir um kurz nach 9.00 Uhr alle eingetrudelt waren ging es dann gleich weiter mit einer kurzen Wiederholung des vorigen Tages. Das meiste war uns gut im Kopf geblieben. Ich hatte etwas mit Muskelkater zu kämpfen und war insgesamt doch etwas müde. Von daher kam es mir entgegen, dass der erste Block nun erstmal wieder theoretisch sein würde. Peter warnte uns vor, dass der heutige Theorie-Block etwas trocken sein würde. Denn es ging erstmal um Anatomie und Physiologie. Wir besprachen die für das Laufen wichtigsten Muskelgruppen und viele körperliche Prozesse an die ich mich noch dunkel aus meinem damaligen Bio-Leistungskurs erinnern konnte. Natürlich ist das von der Thematik her etwas trocken, aber ich fand es absolut okay. Nach etwa eineinhalb Stunden ging es dann wieder raus zum ersten Praxisteil des Tages. Dort wurden wir dann von Peter erneut ins kalte Wasser geschmissen, da wir nacheinander die komplette Gruppe als Trainer anleiten sollten. Den Anfang machte Maik, gefolgt von Sven, Matthias und mir zum Abschluss. Am zweiten Tag fiel es mir schon etwas leichter die Gruppe anzuleiten, auch wenn es erstmal einen Schritt raus der Comfort Zone bedeutete.

Nach dem wir nun alle gut aufgewärmt waren, starteten wir mit herzfrequenzbasiertem Intervalltraining. Ohje... Ich muss gestehen, dass Intervalltraining auf der Liste der Dinge, die ich gerne tue nicht besonders weit oben steht. Aber was muss das muss! Peter steckte also eine Kurzstrecke von 100 Metern ab, die wir mit Vollgas ablaufen sollten um so in den Bereich bis zu 90% unserer maximalen Herzfrequenz zu kommen. Danach sollten wir die Sekunden stoppen, die wir benötigen damit die Herzfrequenz wieder in den GA1 Bereich fällt. Bei mir waren das 45 Sekunden. Bei den Herren eher zwischen 20 und 30 Sekunden. So liefen wir dann ein paar Intervalle ab und lernten noch weitere Methoden ein Intervalltraining aufzubauen. Besonders die spielerische Varianten haben mir extrem gut gefallen und ich denke, dass diese gerade für Läufer mit Vorbehalten gut für den Einstieg geeignet sind. Nach dieser Praxis-Einheit hatten wir uns alle das Mittagessen wirklich redlich verdient! Für mich gab es eine leckere Tomatensuppe mit Brot und beim Mittagessen tauschten Maik und Peter sich über ihre Teilnahmen beim Ironman aus. Da höre ich immer gerne zu, weil das für mich sehr beeindruckend ist. Nach dem Mittagessen ging es dann nochmal kurz raus um eine zweite Videoanalyse durchzuführen. Darauf war ich sehr gespannt, denn nachdem meine Analyse für mich gestern viel besser als erwartet ausfiel machte ich mir eher Sorgen nun schlechter abzuschneiden. Diese Sorge war völlig unbegründet. Tatsächlich hatten sich bei uns allen vier innerhalb eines Tages bereits kleine Verbesserungen eingestellt was den Laufstil angeht. In meinem Fall hatte sich die Armhaltung leicht verbessert und ich lief insgesamt dynamischer und mehr nach vorne statt in die Höhe. Die beiden Aufnahmen von gestern und heute nebeneinander zu sehen, war für mich besonders interessant. Von Peter haben wir auch Tipps zu geeigneter Analyse-Software für den Hausgebrauch bekommen. Nach der Videoanalyse gab es nochmal ein bisschen Theorie zum Thema Trainingsaufbau, gefolgt von einer abschließenden Gruppenaufgabe: Planung eines Mikrozyklus, also Planung einer Trainingswoche für eine von uns selbst gewählte Zielperson. Diese Aufgabe erledigte ich erneut im Team mit Sven. Eine ganze Woche aufzustellen war im Vergleich zur gestrigen Aufgabe schon wesentlich kniffliger, aber gemeinsam bekamen wir das ganz gut hin. Nach der Präsentation unserer Ergebnisse waren wir dann sozusagen am Ziel und erhielten unsere wohlverdienten Zertifikate. Ich freute mich riesig als ich sie endlich in Händen hielt. Das bedeutet mir wirklich was. Nach einer abschließenden Feedbackrunde und entsprechender Vernetzung verabschiedeten wir uns schließlich voneinander. Wir alle hatten einen mehr oder weniger langen Heimweg vor uns. Maik mit 10 Stunden Autofahrt zurück in den Norden, Peter per Flugzeug zurück nach Österreich und Sven nahm mich mit zurück Richtung Mainz.
Fazit

Die Erwartungen, die ich persönlich an das Seminar hatte wurden übertroffen. Natürlich war ich aus unserer Gruppe der Rookie und ich denke für mich war am meisten neu, aber ich würde dennoch sagen, dass es auch für Läufer mit großem Vorwissen gut geeignet ist um Dinge zu vertiefen oder zu wiederholen. Die Anleitung durch Peter war super angenehm und alles war gut verständlich. Für mich war es die perfekte Mischung aus "Wohlfühlen" und "raus aus der Comfort Zone". Natürlich muss man sich auch klar machen: 2 Seminartage sind nicht viel und es erfordert sehr viel eigenes Engagement das Erlernte dann auch selbst umzusetzen und dran zu bleiben. Ich habe das Glück, dass ich in meiner Agentur gleich einen Aufruf starten konnte, wer Interesse an Personal Laufcoaching hat. Und dadurch habe ich gleich acht Freiwillige gewonnen, die ich trainieren darf um mein Wissen in die Praxis umzusetzen. Darauf freue ich mich riesig und es wird mir dabei helfen im Coaching sicherer zu werden und meine ersten eigenen Trainingskonzepte zu schreiben. Ich bin wirklich happy, dass ich mich für das Seminar entschieden habe. Es hat mein Selbstbewusstsein als Läuferin gestärkt und mir das richtige Werkzeug an die Hand gegeben um mich als Trainerin zu entwickeln. ich habe dadurch einfach einen richtig großen Motivationsschub erhalten. Und ich glaube der war nach dem weniger schönen Februar dringend nötig!
Infobox zum Seminar

An wen richtet sich das Seminar?
Das Seminar richtet sich grundsätzlich an jeden der eine Leidenschaft fürs Laufen und für das Vermitteln von Kenntnissen im Bereich Laufen hat. Natürlich spricht das Seminar vor allem Personen aus den Bereichen Fitnessstudio, Physiotherapie und Personal Training an. Ich bin ja mit meiner kaufmännischen Ausbildung sozusagen völlig fachfremd. Aber das Seminar ist so aufgebaut, dass auch ich super abgeholt wurde. Um andere beim Laufen anleiten zu können, solltest du natürlich selbst eine gewisse Grundfitness und Sicherheit im Laufen mitbringen. Hier muss jeder ehrlich zu sich selbst sein und sich selbst einschätzen können. Es wird nicht vorausgesetzt, dass du den perfekten Laufstil hast oder schon X Marathons gelaufen bist. Voraussetzung ist lediglich, dass du 30 Minuten am Stück laufen kannst. Ich würde mich seit 2013 als aktive Läuferin bezeichnen und fand den Zeitpunkt für das Seminar jetzt genau richtig. Aber wie gesagt, das muss jeder selbst entscheiden.
Was kostet das Seminar?
Bucht, wenn ihr könnt, auf jeden Fall die Laufkombi. Denn dort spart ihr im Vergleich zur Einzelbuchung bares Geld. Für das Kombiseminar habe ich 338,00 Euro bezahlt, was ich für den Umfang absolut okay finde. Wer sich wie ich schon länger mit dem Thema Seminar beschäftigt, weiß, dass es da auch schnell mal 4-stellig werden kann und ich kann das Preis-Leistungs-Verhältnis in diesem Fall wirklich als sehr gut bewerten. Kosten für Anfahrt und Verpflegung kommen natürlich noch hinzu. Wasser, Tee und Kaffee gab es vor Ort GRATIS.
Neugierig geworden?
Dann sucht euch einen passenden Termin aus und los geht's:
"Wer aufhört, besser zu werden, hat aufgehört, gut zu sein." - Philip Rosenthal
Zum Abschluss kann ich nur sagen, dass Lernen - egal in welchem Bereich - einfach gut tut! Gerade wenn man schon ein Weilchen im Berufsleben steht ist stetige Weiterbildung sehr wichtig und sorgt für neue Motivation. Ich habe mir deshalb für den Herbst gleich schon das nächste Seminar herausgesucht, das ich besuchen möchte. Was genau verrate ich noch nicht, aber es passt auf jeden Fall zum Kontext Laufen & Gesundheit. Außerdem startet ab Ende April mein Ukulele-Kurs. Ja, ihr habt richtig gelesen: Ukulele. Warum? Weil ich da einfach mal Bock drauf habe. In diesem Sinne: Traut euch! Wenn euch was interessiert, versucht es einfach.
Liebste Laufgrüße
Eure Julia
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Stefan Kleinhappl - Nordicfit Academy (Mittwoch, 15 März 2017 10:23)
Liebe Julia,
das ist ein ganz großartiger Blogbeitrag den du da geschrieben hast. Es freut uns, dass es dir gefallen hat. Deine Begeisterung ist ansteckend und wird deinen Kursteilnehmern noch viel Freude machen!
Schöne Grüße
Stefan Kleinhappl - Nordicfit Academy
Andreas Günther (Dienstag, 03 Oktober 2017 12:04)
Danke für deine Super zusammenfassung. Ich besuche den Kombilehrgang Ende Oktober auch in Frankfurt und weiß jetzt dank dir was mich schon ungefähr erwartet :)