Der Kampf gegen die Gemütlichkeit

Der Winter könnte so schön sein. Auf dem Sofa kuscheln. Essen. In der Badewanne chillen. Noch mehr essen. Herrlich! Aber halt: Ich will doch noch laufen. "Was? Warum? Ist doch viel zu kalt! " Nee, das passt schon. Lange Hose und ne gute Jacke. Los geht’s! "Was? Aber es ist doch jetzt schon so dunkel! " Naja, die Straßen sind beleuchtet und ich hab auch ne Stirnlampe. Also kein Problem. "Aber drinnen ist es doch viiieeel gemütlicher! Iss lieber noch mehr!" Der Schweinehund wird in der kalten Jahreszeit oft besonders kreativ. Bietet ihm die Stirn! Denn Laufen ist im Winter sogar noch schöner als im Sommer. Warum? Darum!
Laufen im Wandel der Jahreszeiten
Ich muss zugeben, dass ich vor gar nicht allzu langer Zeit noch eine absolute Schönwetterläuferin war. Meine Wettkämpfe legte ich zu Anfang meiner Laufkarriere extra so, dass ich keinesfalls zwingend im Winter trainieren musste. So lieb ich das Laufen bereits gewonnen hatte, so ungern lief ich, wenn es kalt oder gar kalt und nass war. Da zog es mich dann doch eher ins Fitnesstudio oder auch einfach aufs Sofa. Das änderte sich erst als ich mir zum ersten Mal einen Wettkampf auf Anfang April legte. Meine Trainingsvorbereitung begann ich also im November. In den Jahren zuvor war ich meist den kompletten November, Dezember und Januar kaum gelaufen. Es war also etwas völlig Neues für mich in der Wintersaison zu laufen. Wider Erwarten fand ich Gefallen daran. Ich merkte, dass mir die kühle bis kalte Luft gut tat und ich besser Luft bekam als in den wärmeren Monaten. Auch, dass mein Körper besser gekühlt wurde, schien meinen Beinen gut zu tun. Natürlich muss ich dazu sagen, dass der Winter 2015 ein relativ milder Winter war. Es gab kaum Schnee. Vor allem in Stadtnähe blieb kaum etwas liegen. Es gibt also noch wesentlich extremere Bedingungen zum Laufen. Dennoch musste ich mich am Anfang überwinden in der kalten Jahreszeit weiter zu laufen. Am Ende liegt es wahrscheinlich weniger an der Kälte, sondern mehr an der Dunkelheit und dem dadurch entstehenden Bedürfnis sich lieber ins warme Nest einzukuscheln. Seit meinem ersten Laufwinter hat die kalte Jahreszeit ihren Schrecken verloren und ich freue mich mittlerweile sogar schon darauf, wenn es kühler und die Luft klarer wird. Es ist zwar nicht so, dass ich den Winter dem Sommer zum laufen komplett vorziehe, aber mittlerweile habe ich eben gelernt, dass jede Jahreszeit ihre Anreize zum Laufen bietet. Man muss sie nur erkennen.
Da ich mich noch gut daran erinnern kann, wie schwer es mir am Anfang gefallen ist raus in die Kälte zu gehen und wie laut sich der Schweinehund dagegen gewehrt hat, stelle ich euch im folgenden ein paar Tipps zusammen, die mir bei meinen ersten Schritten als Allwetterläuferin geholfen haben.
Vielleicht helfen sie euch ja auch.
Alles Kopfsache

Tatsächlich musste einen Großteil der Arbeit erstmal mein Kopf leisten, um mein Denken entsprechend um zu programmieren. Das klingt vielleicht bekloppt, aber ich habe mir vor Augen geführt was mich alles am Laufen im Sommer nervt:
- Die Hitze macht mich fertig.
- Das ganze Viehzeug, das in der Luft rumschwirrt und auch gerne mal in meinen Mund oder die Nase fliegt.
- Überfüllte Laufstrecken.
- Aufgeheizte Typen, die jeder Joggerin in Shorts hinterher geifern.
- Sonnenbrand nach längeren Touren.
Ich bin mir ziemlich sicher, dass jeder etwas findet, was ihn in einer bestimmten Jahreszeit beim Laufen nervt. Und ich habe mir diese negativen Aspekte zunutze gemacht um meine Einstellung zum Laufen im Winter zu verbessern. Nachdem ich mir all diese nervigen Dinge vor Augen geführt hatte, erschien mir das Laufen bei kühlen Temperaturen plötzlich gar nicht mehr so schlimm und zumindest einen Versuch wert.
Klein anfangen

Um mich an das Laufen und Atmen bei Kälte zu gewöhnen, habe ich meine Kilometerzahl erstmal gedrosselt. Statt einer gewohnten 8 bis 10 Kilometer Runde bin ich runter auf 5 Kilometer gegangen. So wusste ich, dass das Laufen erstmal nur ca. eine halbe Stunde in Anspruch nimmt und ich mich dann wieder aufwärmen kann. Das hat bei mir sehr gut funktioniert und mir den Schrecken vor der Kälte genommen. Ich habe schnell gemerkt, dass mir ja gar nicht mehr so kalt ist, wenn ich einmal in Bewegung bin und so konnte ich die eingesparten Kilometer auch schnell wieder drauflegen. Also fangt am besten erstmal mit kurzen Einheiten an und arbeitet euch dann hoch. Auch mein Tempo habe ich zu Anfang etwas gedrosselt um mich an die kalte Luft zu gewöhnen. Da ich immer noch überwiegend durch den Mund atme, war es gut das ganze langsam anzugehen. Mein Hals hat nicht geschmerzt oder gekratzt.
Es gibt kein schlechtes Wetter, nur schlechte Kleidung

Die richtige Kleidung ist im Winter natürlich besonders wichtig. Dennoch habe ich am Anfang nicht in teure Softschell-Kleidung oder ähnliches investiert. Ich hab mir eine Laufhose mit leicht angerautem Innenfutter von Tchibo besorgt, Thermounterwäsche, eine wintertaugliche Laufjacke in Signalrot und ein langärmeliges Oberteil. Das war kostentechnisch überschaubar. Die Unterwäsche finde ich sehr wichtig. Vor allem das Hemdchen. Denn am Oberkörper friere ich persönlich immer schneller als an den Beinen. Aber das ist natürlich individuell unterschiedlich. Auf jeden Fall würde ich empfehlen zumindest ein Teil in Signalfarbe zu kaufen, auch wenn man es sonst lieber schlicht hält. Denn im Dunkeln sind wir sonst für Autofahrer kaum sichtbar. Eine Stirnlampe habe ich mir von meinem Papa geliehen und bin damit auch gut klar gekommen. Sorgt auf jeden Fall dafür, dass ihr gesehen werdet. Ich wurde schon mal von einem Autofahrer aufs Korn genommen. Definitiv nicht zu empfehlen!
Gemeinsam gegen die Dunkelheit

Gerade in der dunklen Jahreszeit kann ich nur jedem ans Herz legen: lauft gemeinsam! Wenn es draußen fies ist und manche Wege nicht beleuchtet sind, ist es einfach schöner sich gemeinsam mit dem Laufbuddy durch zu kämpfen als den Weg allein zu bestreiten. Ich gehe trotzdem auch noch alleine laufen. Wenn ich alleine unterwegs bin, achte ich allerdings darauf immer da zu bleiben wo auch noch einigermaßen viele Menschen unterwegs sind. Im dunklen Wald zu laufen käme für mich nicht infrage. Damit würde ich mich nicht wohlfühlen. Die langen Touren schiebe ich im Winter ausschließlich aufs Wochenende, wo ich dann auch tagsüber im hellen laufen kann. Das hat weniger etwas mit Angst zu tun, als einfach mit meinem persönlichen Wohlfühlfaktor. Mein Handy habe ich im Winter tatsächlich öfter dabei als im Sommer. Liegt wahrscheinlich auch daran, dass ich mich im Dunkeln öfter mal verlaufe wenn ich in Gedanken bin ^^
Gönn dir

Belohnt euch! Nicht falsch verstehen. Dies ist keine Aufforderung nach dem Training euer Gewicht in Form von Nutella zu essen. Aber wenn ihr erfolgreich durchs Kalte und Nasse getrabt seid, lasst es euch zu Hause gut gehen. Wärmt euch zum Beispiel mit einem schönen Bad in der heißen Wanne auf. Das liiiieeebe ich! Es gibt nichts besseres wenn man durchgefroren nach Hause kommt. Oder gönnt euch einen schönen heißen Tee und kuschelt euch dabei auf dem Sofa ein. Denn nachdem ihr so fleißig wart, habt ihr euch eine kleine Wohlfühlauszeit redlich verdient. Gerade im Winter ist das Gefühl nach dem Laufen oft besonders schön, weil man weiß, dass man sich unter verschärften Bedingungen trotzdem gegen den inneren Schweinehund durchgesetzt hat.
„Wer will findet Wege, wer nicht will, der findet Gründe“
So, das waren meine Tipps zum Laufen in der kalten Jahreszeit für euch. Wenn ihr es bisher noch nicht versucht habt: macht es einfach mal! Einen Versuch ist es auf jeden Wert. Wenn ihr euch partout nicht damit anfreunden könnt: auch kein Beinbruch! Es gibt viele Läufer, die im Winter auf Indoor-Alternativen zurückgreifen. Sei es nun das Laufband oder Alternativtraining wie Schwimmen oder Fitness. Und wenn ich überhaupt nicht mehr raus mag lege ich mir einfach meine Matte ins Wohnzimmer und powere ein paar 10 Minuten Workouts auf Youtube durch. Erlaubt ist was gefällt und vor allem was Spaß macht! Testet aus, was euch gut tut. Mein Rat: Legt keine komplette Winterpause ein. Ich habe das jahrelang so gemacht und mich im Frühling immer wieder darüber geärgert, dass meine Fitness auf keinem guten Stand mehr war. Leider ist es eben so: Es dauert lange sich Dinge wie Fitness oder Ausdauer zu erarbeiten, aber man wird sie schneller wieder los als einem lieb ist, wenn man nicht am Ball bleibt. In diesem Sinne: haut rein und haltet durch. Bald kommt der Frühling!
Liebste Laufgrüße
Eure Julia
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