Was kommt nach meinem Saisonabschluss?

Der letzte Wettkampf für dieses Jahr liegt hinter mir. Es war ein tolles Jahr und die Planung für das kommende ist schon in vollem Gange. Doch bis zum nächsten Wettkampf ist es nun noch ein Weilchen hin. Die sogenannte Off-Season beginnt. Das heißt nicht, dass ich nicht mehr laufe. Aber ich laufe jetzt anders. Die nächsten Wochen sind nicht durch ein bestimmtes Ziel angetrieben. Wenn ich laufe, dann nur aus Genuss und Liebe zum Laufen. In den nächsten Wochen tritt das zielorientierte Laufen etwas zurück, damit ich die gewonnene Zeit für andere Dinge nutzen kann. Welche Dinge? Da gibt es so einiges....
"Zeit, die wir uns nehmen, ist Zeit, die uns etwas gibt." - Ernst Frestl
Über den Ausdruck "RUN-LIFE-BALANCE" bin ich bei der Lektüre des Buches "42,195: Warum wir Marathon laufen und was wir dabei denken." von Matthias Politycki gestolpert. In dem Kapitel, in dem der Begriff fiel, ging es darum, wie viel Platz das Laufen im Leben idealerweise einnehmen soll bzw. darf. Die Antworten darauf sind vielfältig. Dort war die Rede von angehenden Marathonis, die (fast) ihr komplettes Sozialleben aufgaben um eine neue Bestzeit beim Marathon zu erreichen. Bei manchen ging das sogar so weit , dass Ehen darüber zerbrochen sind. "Hui...", dachte ich mir da. "Ganz schön heftig." Aber Extreme gibt es überall, nicht nur beim Laufen. Ich bewundere Läufer, die bereit sind, viel zu opfern um tolle Leistungen zu erbringen. Auf der anderen Seite weiß ich, dass ich selbst, niemals soviel opfern würde. Ich liebe das Laufen. Ganz klar. Aber die Balance muss stimmen. Zumindest für mich. Und so sehr ich das Laufen auch liebe, so sehr habe ich mich auf die Zeit nach meinem letzten Marathon in Frankfurt gefreut. Nicht etwa, weil ich keine Lust mehr aufs Laufen habe, sondern weil ich andere Dinge, während meines aktiven Trainings eben manchmal vernachlässigen muss. Und genau für diese Dinge möchte ich mir jetzt Zeit nehmen.
Rebooten und neu organisieren

Ich bin absolut kein Ordnungsfanatiker. Dennoch will ich die kommende Zeit auch dazu nutzen etwas mehr Ordnung in mein Leben und auf meinen Schreibtisch zu bringen. Während intensiver Trainingsphasen mache ich oft nur das Nötigste. Der ein oder andere von euch kennt das sicher. Diverse Unterlagen warten zu Hause immer noch darauf abgelegt zu werden. Die Klamotten schaffen es oft nicht von der Wäschespinne bis in den Schrank und selbiger könnte dringend mal wieder ausgemistet und neu sortiert werden. So ein bisschen Ordnung muss eben doch manchmal sein. Und wenn es abends kalt und dunkel ist, ist die Motivation, etwas in der Wohnung zu machen auch wesentlich größer.
Alternativtraining
Ja, ich weiß. Man sollte es grundsätzlich immer machen. Man sollte sich nie zu sehr auf eine Sportart versteifen, sondern sein Training variieren und durch andere Sportarten erweitern. Das versuche ich auch so gut es geht. Aber im stressigen Alltag fällt das Alternativtraining dann eben doch sehr oft hinten über. In den kommenden Wochen will ich nun endlich mal wieder ein paar Fitnesskurse besuchen, wie Body Pump oder Spinning, mal Schwimmen gehen oder einfach ein bisschen radeln. Laufen ist und bleibt natürlich meine liebste Sportart, aber ein bisschen Abwechslung tut sowohl dem Kopf, als auch dem Körper gut und beeinflusst das laufen am Ende positiv.
Entspannen
Entspannen und neue Kraft tanken steht gegen Ende des Jahres ganz hoch im Kurs bei mir. Das komplette Jahr ist schon wieder regelrecht vorüber gerauscht und bis auf meinen Urlaub in Schweden im Juli, war selten wirklich Entspannung angesagt. Natürlich kann ich beim Laufen super abschalten. Aber so ein ausgedehntes Bad oder ein Besuch in einer wohligen Therme sind auch nicht zu verachten.
Mehr Zeit für Freunde und Familie

Freunde und Familie kommen manchmal - gerade während der Vorbereitung auf große Laufveranstaltungen - eindeutig zu kurz. Die lauffreie Zeit, die ich nun habe, möchte ich vorwiegend mit ihnen verbringen. Denn schließlich "ertragen" sie meine Lauf-Obsession dafür den Rest des Jahres und haben Verständnis dafür, dass ein langer Trainingslauf Vorrang vor einem ausgedehnten Shoppingbummel oder einer langen Feier hat. Mit Läufern hat man es manchmal nicht leicht. Ständig trainieren sie für irgendwelche Marathons, Halbmarathons, Trails oder Kurzdistanzen. Ständig berichten sie dir von skurrilen Dingen aus ihrem Läuferleben, wie verlorene Zehennägel, merkwürdigem Toilettenverhalten während langer Läufe oder von eingeborenen Superläufern. Ständig posten sie ihre Erfolge und Medaillen auf Facebook, präsentieren ihr neuestes Laufoutfit auf Instagram oder schicken dir Runfies (ein beim Laufen geschossenes Selfie) über Whatsapp. Und ihr - liebe Familie, Freunde und Kollegen - hört euch alles immer noch geduldig an und nicht nur das. Ihr unterstützt mich auch noch dabei! Daher ist es heute mal an der Zeit DANKE zu sagen!
DANKE an meine Kolleginnen, dass ihr euch ständig meine ganzen Laufgeschichten anhört, auch wenn euch so manches sicher schon zu den Ohren rauskommt. Aber weglaufen könnt ihr im Büro schließlich nicht. DANKE, dass ihr mir vor jedem großen Lauf Glück wünscht und mich nach meiner Rückkehr ins Büro ausfragt, wie es gelaufen ist und euch mit mir freut!
DANKE an meine Freunde, die all meine vielen Bilder übers Laufen immer noch liken, auch wenn ich manchmal ihren Feed total zuspame. DANKE, dass ihr an mich denkt und mir die Daumen drückt, wenn ich an einer Laufveranstaltung teilnehme und mich pusht weiter zu machen.
DANKE an meine Familie, die mich, wann immer sie es schafft, direkt an der Strecke anfeuert, weil sie wissen wie viel mir das bedeutet. DANKE, dass ihr immer an mich glaubt und ich für euch bei jedem Lauf - egal wie groß die Teilnehmerzahl ist - die Siegerin bin.
Das größte DANKE geht an Tobi. Dafür, dass du schon so viele Kilometer mit mir gemeinsam gelaufen bist. Dafür, dass du auf langen Läufen meine Launen erträgst, wenn es eben mal nicht so läuft, wie ich es mir wünsche. DANKE, dass du dich aufraffst, auch wenn du vielleicht lieber auf der gemütlichen Couch bleiben würdest, nur damit ich nicht allein durch die Kälte laufen muss. DANKE, dass du meinen Laufwahnsinn nicht erträgst, sondern mit mir erlebst.
Pläne schmieden

Gerade in der Zeit, in der ich nicht so viel laufe, ist mein Drang etwas zu tun unheimlich groß. Und genau diesen Drang nutze ich, um Pläne für das neue Jahr zu schmieden. Die Wettkampfplanung für das kommende Jahr ist bereits in vollem Gange und ein paar Termine sind schon fest im Kalender notiert. Es gibt mal wieder so viele tolle Veranstaltungen, bei denen ich gerne dabei sein würde und viele überschneiden sich leider auch. Daher muss ich genau abwägen, wo ich mir im kommenden Jahr die nächsten Medaillen sichern will. Ich denke insgesamt werden es wohl zwischen 8 bis 10 Termine werden. Einer davon liegt mir ganz besonders am Herzen: der erste Koblenzer Stadtmarathon im September.
„Für mich, wie auch für viele andere Läufer, gibt es keine Ziellinie. Rennen enden, das Laufen endet nicht.“ - Dean Karnazes
Ein Leben ohne Laufen kann ich mir nicht mehr vorstellen. Daher mache ich mir die meiste Zeit um meine RUN-LIFE-BALANCE keine Gedanken. Vielleicht muss ich das auch gar nicht. Weil die Balance einfach stimmt. Es gibt keine universelle Angabe, wie viel zu viel und wie wenig zu wenig ist. Am Ende muss das jeder für sich selbst entscheiden und statt an dem "zu viel" oder "zu wenig" herum zu mäkeln, sollte man jeden das tun lassen, was ihn glücklich macht. Allen die für dieses Jahr auch keine Wettkämpfe mehr vor sich haben, wünsche ich eine schöne und gemütliche Zeit und allen, die noch fleißig sind, wünsche ich viel Erfolg bei den letzten Wettkämpfen des Jahres!
Liebste Laufgrüße
Eure Julia
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