Wenn du die Wahl zwischen bestzeit und sportsgeist hast

Was Laufveranstaltungen angeht, bin ich eigentlich immer ziemlich verplant. Soll heißen: ohne vorherige Anmeldung geht bei mir nix! Zumindest bis jetzt. Auf den
CHARITY WALK&RUN IN MAINZ bin ich
kurzfristig durch ein Plakat aufmerksam geworden. Laufen und dabei Gutes tun? Find ich klasse! Und so sind Tobi und ich am letzten Sonntag spontan über die 5 Kilometer Strecke gestartet. Ich
hatte mir für den Lauf kein bestimmtes Ziel gesetzt, aber ich dachte, wenn ich an dem Tag gut drauf bin, könnte ich ja mal versuchen meine Bestzeit anzugreifen. Am Ende kam es anders. Ich kann
nur sagen: Drama Baby! Aber lest selbst...
"Wenn man alles berechnet, gelingt nichts." - Romano prodi
Die Planung meiner Laufveranstaltungen gehe ich immer sehr frühzeitig an. In den meisten Fällen muss man das auch, weil man sonst a) mehr zahlt als man müsste b) keine Unterkunft mehr vor Ort findet oder c) alles zusammen. Ich bin aktuell auch schon fleißig an meiner Planung für das kommende Jahr dran. Drei bis vier Termine stehen schon fest im Kalender und der Rest steht dann hoffentlich bis Ende des Jahres. Mich motivieren diese Etappenziele einfach unheimlich und außerdem kann man die Laufveranstaltung oft mit einem schönen Wochenendtrip oder einem Besuch bei Freunden verbinden. Sobald meine Planung für 2017 komplett ist, erstelle ich euch dazu natürlich einen kleinen Blogpost.
Da der CHARITY WALK&RUN direkt bei mir um die Ecke stattfand, habe ich mich in dem Fall dazu entschlossen mal spontan an den Start zu gehen. Ich hatte ein paar Tage vorher ein Plakat auf meiner abendlichen Laufrunde entdeckt und finde die Kombi aus Laufen & Gutes tun einfach super.
Die Veranstaltung

Der CHARITY WALK&RUN fand in Mainz in der dritten Auflage statt. Es ist ein Benefizlauf zugunsten von krebskranken Kindern, der von der Jugendorganisation
Ahmadiyya Muslim Jamaat Deutschland organisiert wird. Bei der Veranstaltung werden insgesamt vier Disziplinen angeboten:
- 10 km Lauf
- 5 km Lauf
- 5 km Walking
- 800 m Kinderlauf
Tobi und ich haben uns für die 5 km Distanz entschieden, weil die 10 km darin bestanden hätten die Strecke der 5 km doppelt zu laufen und wir mögen Rundkurse einfach lieber als zwei mal die gleiche Strecke zu laufen. Start und Ziel befanden sich direkt unten am Rheinufer hinterm Rathaus bzw. vorm Big Easy (dort kann man sehr lecker essen, aber das nur am Rande). Für uns also innerhalb von 5 Gehminuten erreichbar. Auch die Startzeit von 12.00 Uhr kam uns sehr entgegen, da wir am Abend zuvor noch auf einem Geburtstag in Mannheim waren und es den ein oder anderen Gin Tonic gab. Da wir uns vorher nicht online angemeldet hatten, mussten wir vor Ort noch einen kleinen Anmeldebogen mit Namen, Adresse und Disziplin ausfüllen. Das ging aber alles ratzfatz und es gab auch keine lange Schlange. Das Startgeld von 15 Euro pro Person haben wir direkt vor Ort in bar bezahlt bzw. direkt in die Spendendose versenkt. Dann bekamen wir auch gleich unsere Startnummern überreicht. Vor Ort wurde man gratis mit kleinen Snacks und Wasser versorgt, aber da wir vorher noch ausgiebig gefrühstückt hatten, mussten wir außer Wasser keine Versorgung in Anspruch nehmen. Alles in allem war es vor Ort sehr entspannt und übersichtlich. Also von der Organisation her habe ich nichts zu bemängeln.

Der Lauf

Kurz vorm Startschuss fanden wir uns im Startbereich ein und wurden pünktlich auf die Strecke geschickt. Es ging erstmal rheinabwärts Richtung Schloss. Nach ca. 1 km kam dann auch schon der erste Wendepunkt und es ging zurück Richtung Winterhafen, vorbei am Rathaus. Dort wurde man auch mit Wasser versorgt. Ich nahm mir einen kleinen Schluck, aber auf einer kurzen Strecke komme ich bei kühlen Temperaturen auch sehr gut ohne viel Wasser aus. Meine Garmin hatte mir bereits verraten, dass ich ziemlich zügig angelaufen war und daher kam mir nach den ersten zwei Kilometern der Gedanke meine Bestzeit anzugreifen. Ich zog mein Tempo also weiter durch und fühlte mich gut. Hinterm Bootshaus kam wieder ein Wendepunkt und es ging zurück Richtung Rathaus. Endspurt! Ich lief in konstantem Tempo auf den letzten Kilometer, als ich plötzlich hinter mir einen Schlag hörte. Reflexartig drehte ich mich um und sah, dass sich das Mädel hinter mir ganz böse abgelegt hatte. Genauer gesagt: sie ist mit dem Kopf direkt auf den Asphalt geknallt und hatte jetzt eine Platzwunde an der rechten Augenbraue. All das registrierte ich im Bruchteil von Sekunden und genauso wenige Sekunden hatte ich Zeit mich zu entscheiden, was ich jetzt tue. Weiter Gas geben und meine 5 km Bestmarke knacken? Oder bei dem verletzten Mädchen bleiben und ihr helfen? Ich blieb stehen und ging die paar Schritte zu ihr zurück. Sie rappelte sich langsam vom Boden auf und ich bot ihr ein Taschentuch an um damit die Blutung am Kopf zu stillen. Sie regte sich über ihren Stolperer ziemlich auf, was ich nur zu gut verstehen kann. Auf dem letzten Kilometer eines Wettkampfs ist das natürlich mega ärgerlich. Ein netter Mann, der an der Strecke angefeuert hatte kam uns dann auch noch zu Hilfe und begleitete das Mädchen schließlich ins Hyatt Regency Hotel, das glücklicherweise direkt neben der Strecke lag. Dort wurde sie dann versorgt. Da ich in dem Moment nichts weiter tun konnte lief ich also weiter. Oder besser gesagt: ich peitschte los! Fest entschlossen wenigstens noch ein paar Sekunden wieder gut zu machen. Das Adrenalin, das der Schockmoment ausgelöst hatte, schoss mich schließlich noch knapp unter 30 Minuten ins Ziel. Keine neue Bestzeit! Die 2 bis 3 Minuten, die ich damit verbracht hatte dem verletzten Mädchen zu helfen, fehlten mir nun im Ziel. ABER: Ich würde mich immer wieder genauso entscheiden! Keine Bestzeit ist so wichtig, dass man dafür einen Menschen verletzt am Boden liegen lässt. Sportsgeist ist wichtiger als Bestzeit! Und zum Glück sehen das auch die meisten Sportler so. Allerdings nicht alle... Ich habe schon Dinge bei Veranstaltungen gesehen, die einen traurig machen können. Manche Läufer würden wirklich soweit gehen, wegen ein paar Sekunden jemanden zu übertrampeln (habe ich schon erlebt). Ich weiß, dass mein Karma mir mein Verhalten an dem Tag danken wird. Natürlich ist es ein kleiner Wermutstropfen, wenn du im Nachhinein auf der Ergebnisliste siehst, dass dir für einen Platz auf dem Gesamt-Treppchen nur eben diese 2 bis 3 Minuten gefehlt hätten und in deiner Altersklasse deswegen nur Platz 2 statt dem ersten rausgesprungen ist. Aber nächstes Jahr laufe ich einfach wieder mit und dann schnappe ich mir dieses verdammte Treppchen! Keine Sorge, ich bin nur deshalb so weit vorne im Ranking, weil die Teilnehmerzahl absolut überschaubar war. Solch kleine Veranstaltungen sind für Läufer wie mich eine schöne Gelegenheit auch mal den süßen Duft der vorderen Plätze zu genießen. Auch wenn es da meistens doch eher nach kaltem Schweiß riecht...
"Um Gutes zu tun, braucht's keiner Überlegung." - johann wolfgang von goethe
fazit

Ich finde der CHARITY WALK&RUN ist eine schöne Laufveranstaltung, die Mainz bereichert. Er ist familiär und überhaupt nicht überlaufen. Natürlich ist es schade,
dass bisher nur so wenige Teilnehmer bei dem Lauf dabei sind, denn am Ende geht es ja darum Spenden zu sammeln. Daher mein Aufruf an alle Mainzer: wenn ihr beim nächsten Termin noch
nichts vorhabt, kommt doch bitte vorbei! Für die, die nicht laufen können oder wollen wird auch Walking angeboten. Investiert eine Stunde eurer Zeit und tut etwas Gutes. Euer Karma wird
es euch danken! Natürlich könnt ihr jederzeit für den Verein spenden. Geht dazu einfach auf die Website.
Liebste Laufgrüße
Eure Julia
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