"Wann ist es eigentlich Herbst geworden?" Diese Frage musste ich mir vor einigen Tagen unweigerlich stellen, als ich auf meiner abendlichen Laufrunde die kühle Luft einatmete und meine Schritte auf den gefallenen Blättern knirschten. Ich liebe den Herbst. Vor allem zum Laufen. Was ich weniger liebe sind die immer kürzer werdenden Tage und die damit verbundene Dunkelheit. Diese verleitet mich immer öfter dazu, abends auch mal auf der warmen Couch zu bleiben. Damit bin ich sicher nicht alleine. Aber das Gute ist: unseren Kopf können wir immer auf Reisen schicken. Ich mache das am liebsten mit tollen Laufbüchern. Innerhalb der letzten Jahre habe ich einige davon gelesen und stelle euch hier meine Top 3 vor...

"Die besten Bücher sind die, von denen jeder Leser meint, er hätte sie selbst schreiben können." - Blaise Pascal

Ich finde dieses Zitat sehr passend für das unterhaltsame Buch von Sandra. Nicht etwa, weil es sich um "Allerweltsgeschreibsel" handelt, sondern vielmehr, weil man sich der Protagonistin gleich sehr nah fühlt. Denn bei Sandra handelt es sich nicht um jemanden, der schon immer Leistungssport betrieben hat. Erst nach der Geburt ihrer Tochter im Jahr 2011 entdeckt sie ihre Liebe zum Laufen, obwohl sie zu Anfang eher auf der Suche nach einem einfachen Ausgleich zum stressigen Alltag ist. Ziemlich schnell entpuppt sich die gute Sandra als Naturtalent und lässt uns an ihren Erfahrungen als Läuferin teilhaben, nimmt uns mit zu Wettkämpfen in ferne Länder und gibt uns sowohl praktische als auch Motivationstipps. Natürlich läuft auch bei ihr nicht immer alles rund. Genau wie jeder andere Läufer, erlebt auch Sandra Ups and Downs in ihrer Laufkarriere, wird durch Krankheiten oder Verletzungen im Training zurück geworfen oder bleibt hinter ihren eigenen Erwartungen zurück. Ihr Werdegang beeindruckt. Von der Hobbyläuferin zur Asics Frontrunnerin und schließlich sogar zur Ultra-Läuferin. Während der Lektüre möchte man aufspringen und sagen: "Wenn sie es geschafft hat, dann kann ich es doch auch schaffen!"  Ihre Geschichte hat zumindest mich sehr motiviert. An der ein oder anderen Stelle wirkt manches vielleicht einfacher, als es in der Realität tatsächlich ist, aber das nehme ich Sandra nicht krumm. Jeder startet eben von einem anderen Level und das muss auch jedem bewusst sein. Das Buch war leider viel schneller zu Ende als ich es mir gewünscht hätte und ich hoffe sehr, dass Sandra in ein paar Jahren eine Fortsetzung mit neuen, spannenden Erlebnissen aus ihrem Läuferleben herausbringt. Ich würde mich darüber auf jeden Fall riesig freuen und bis es soweit ist, verfolge ich ihren weiteren Werdegang mit großer Freude über die sozialen Medien. Denn das ist das Schöne an Sandra: sie ist nahbar! Und mit etwas Glück triffst du sie vielleicht sogar mal bei einer Laufrunde in ihrer Heimatstadt München. 

Der Untertitel des Buches "Vom Partykönig zum Extremläufer" lässt bereits anklingen, dass wir in diesem Buch eine erhebliche Wandlung des Protagonisten beobachten dürfen. Und genauso ist es auch. Fuchsgruber, der bereits seit Jahren in der Veranstaltungs- und Event-Branche tätig ist, führt nicht gerade ein sehr gesundes Leben. Übermäßiger Alkoholkonsum, Zigaretten, ungesundes Essen und viel zu viele Stunden Arbeit führen dazu, dass er mit Anfang vierzig mit Verdacht auf Herzinfarkt ins Krankenhaus eingeliefert wird. Nach diesem Warnschuss krempelt er sein Leben radikal um. Ein Arbeitstier ist und bleibt er, aber Alkohol und Zigaretten weichen dem Laufen. Im Laufen findet er seinen Ausgleich zum stressigen Alltag und der Ehrgeiz spornt ihn schon bald zur Teilnahme an Extremläufen an. Egal ob Afrika, Australien oder Südamerika - keine Wüste scheint mehr sicher vor ihm zu sein. Bei den detaillierten Laufberichten, hat sich bei mir ganz schnell das Fernweh gemeldet. Und ganz nebenbei erhält man viele nützliche Tipps, wenn man tatsächlich einmal selbst so eine Strecke bestreiten möchte. Fuchsgruber gewährt uns einzigartige Einblicke in die Ultralaufszene, bei der ein großer Zusammenhalt herrscht. Natürlich geht es irgendwo auch ums Gewinnen. Sonst würde Fuchsgruber sicher nicht den Titel "Deutschlands erfolgreichster Wüstenläufer" mit sich führen. Aber es geht eben nicht ausschließlich ums gewinnen, sondern auch um all die extremen Erfahrungen, die man während der langen Distanzen macht und um die Menschen denen man dort begegnet. Seine Laufberichte sind immer wieder unterbrochen, durch Rückblenden zu seinem "normalen" Leben. Auch hier gewährt uns Fuchsgruber tiefe Einblicke in ein nicht fehlerfreies Leben. Und genau das macht ihn mir auch so unheimlich sympatisch. Kein Läufer und kein Mensch ist perfekt. Und keiner muss perfekt sein. Doch trotz der ganzen Fehler kannst du alles erreichen was du willst, wenn du es eben willst.

Die erste Begegnung mit diesem Buch, hatte ich in der Buchhandlung meines Vertrauens in Mainz. Das Cover hat mich sofort angesprochen und der Titel natürlich erst recht. Als ich auf dem Klappentext dann aber las, dass es eigentlich nicht ums Laufen, sondern ums Wandern geht, habe ich das Buch erstmal zurück gelegt. Dennoch ging es mir danach nicht aus dem Kopf und ein paar Tage später habe ich es mir dann doch gekauft und über diese Entscheidung bin ich immer noch sehr froh. Ich habe seit langem kein Buch mehr so verschlungen wie dieses! Denn auch wenn es nicht ums Laufen geht, wie man es als Läufer kennt, so geht es aber auch genauso wenig nur ums Wandern. Es geht um eine Herausforderung, der man sich stellt - und das ist so eine Langstreckenwanderung allemal! Aber kurz etwas genauer zum Inhalt: Christine Thürmer ist eine erfolgreiche und ehrgeizige Geschäftsfrau, die mehr oder weniger aus heiterem Himmel gekündigt wird. "Alptraum!", denkt man sich da im ersten Moment, aber am Ende ist es wahrscheinlich das Beste was ihr jemals passieren konnte und macht den Weg frei für ein neues Leben. Sie entscheidet sich eine Auszeit zu nehmen und will den Pacific Crest Trail (PCT) erobern. Sie hat zwar schon mehrere kurze Wanderurlaube hinter sich, aber für eine derartige Herausforderung ist sie eigentlich gänzlich untrainiert. Als Leser dürfen wir an allem teilhaben: der akribischen Planung vor der Reise, dem Packen nach dem Ultraleicht-Prinzip und schließlich am Beginn ihrer Reise und das Aufeinandertreffen mit der Trail-Szene. Mir hat der Schreibstil besonders gut gefallen und ich hatte beim Lesen das Gefühl mit Christine gemeinsam auf dem Trail zu sein. Wie beim Lauftraining gibt es hier ein ständiges Auf und Ab. Manche Tage laufen gut und dann läuft es eben wieder garnicht. Und auch mein Motto "Kein Lauf ist wie der andere", findet sich in Christines Buch wieder. Denn die insgesamt drei Trails, die sie in ihrem Buch bewältigt, könnten unterschiedlicher nicht sein. Dieses Buch ist also, auch wenn es nicht speziell ums klassische Laufen geht, eine große Empfehlung an alle Läufer und Nicht-Läufer da draußen.